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Auf in den Norden der Insel Rügen

Wenn ganz unerwartet die Sonne den Strand vergoldet und die Ostsee glitzernde Wasserperlen verteilt, dann lohnt sich ein Ausflug auf Rügen und jeder Spaziergänger wird fröhlich – und sehr aktiv.

Wir auch. Schon in Mantel und Wanderschuh sahen wir von unserem Göhrener Berg aus, dass sich am fernen Spülsaum unserer Strandregionen eine nicht unerhebliche Menge Wanderer auf den Weg gemacht hatten.

Nee, da müssen wir nun nicht auch noch dabei sein! Darüber waren wir uns sofort einig – also, wohin bei diesem schönen Wetter? „Mal wieder in den Norden der Insel, da waren wir lange nicht.“, befand mein Mann und ab ging es Richtung Altenkirchen.

Achtung – Abzweig in Juliusruh nicht verpassen!

Aber schon in Juliusruh sind wir rechts abgebogen, um zu dem Großsteingrab „Riesenberg“ bei Nobbin zu gelangen. Vor Jahrzehnten hatten wir diesen denkwürdigen Platz schon einmal besichtigt. Zeit für eine Auffrischung, denn dieser Platz ist magisch. Die Wächtersteine sind mehr als 3 Meter hoch und grüßen schon von weitem, ähnlich skandinavischer Dolmen. Die gesamte Anlage präsentiert sich in besonderer historischer Bedeutung für die Ur- und Frühgeschichtliche Forschung auf Rügen.

Großstein- oder Hügelgräber auf Rügen

Die alten Kultur- und Siedlungsplätze der Großstein- oder Hügelgräber sind mächtige Zeugnisse unserer frühen Inselgeschichte.

Ludwig Gotthard Kosegarten, seit 1792 Pfarrer in Altenkirchen auf Rügen, benannte diese Grabanlage als „das Imposanteste und zugleich am besten Erhaltene, was ich auf dieser Insel noch gesehen habe.“. Eine eindeutige Zuordnung des Besonderen. Immerhin, war er sich doch der unmittelbaren Nachbarschaft von Putgarten und der mächtigen Tempelburg Arkona sehr bewusst.

Großsteingrab „Riesenberg“ Nobbin

Das Großsteingrab „Riesenberg“ Nobbin, wird datiert in die Jungsteinzeit (3000 – 1800 v.Chr.) und ist eines der größten Steingräber Norddeutschlands.

Die Einfassung aus großen Randsteinen misst eine Länge von 34 Metern, die Breite 8 bis 11 Meter. Zwei Grabkammern befanden sich in dieser trapezförmigen Anlage, die nach gründlichen archäologischen Untersuchungen Pfeilspitzen, eisenzeitliche Grabbeigaben (600-50 v.Chr.) und Keramikscherben aus der Slawenzeit freigaben.

Immer der Sonne nach

Wie viele Menschen diesen Ort unter wie viel verschiedenen Bedingungen und Umständen wohl aufgesucht haben mögen, sie hatten immer einen besonderen Grund, nichts ist hier alltäglich, das spürt man. Auch die Gedanken sind aus besonderem Stoff gewebt, sie fließen mit dem Wellenschlag am Ufer der Tromper Wiek – vorausgesetzt, man findet den Abstieg zum Wasser.

Auf dem Weg zum „Märchenwald“ auf Rügen

Vom Großsteingrab Nobbin findet man leicht den Weg Richtung Putgarten, vorbei an Fernlüttkevitz, um dann links die Straße nach Schwarbe einzuschlagen.

Weiter bis zur Siedlung Schwarbe, dem Pferdehof und einem kleinen Parkplatz.
Prima – keiner hier, nur Pferde. Viel Platz und Ruhe.

Und wir mit unserem Wunsch, den „Märchenwald“ auf Rügen zu finden. Genau hier, im äußersten Norden der Insel, unmittelbar am Rand der Ostsee, hier soll er sein, so wurde uns berichtet. Was wir sahen war Acker, Feld, Pferdekoppel und ja – auch Wald – aber „Märchen“?

Besser, man fragt nach dem Weg

Just in diesem Augenblick biegt ein Wagen auf dem Parkplatz ein. Tür auf, Hund raus, Frauchen hinterher, wir stehen artig mit Hände an der Hosennaht.

Ein ziemlich großer Hund, klar, wenn schon Märchen, dann auch ein bisschen was von Wolf… Aber Frauchen hat das Tier an der Leine und grüßt freundlich und wir werten die Situation als gut für uns und fragen nach dem „Märchenwald“, der hier irgendwo sein soll…

„Klar!“, sagt die Hundefrau. „Sie stehen direkt davor. Wie hätten Sie`s gerne: urwüchsig oder mehr Sandstrand, Hochuferweg oder Müllerin-Schlucht?“.

„Müllerin-Schlucht!“, jubel ich sofort ohne Nachzudenken, „wo geht`s lang?“.

Die Müllerin-Schlucht

Und tatsächlich – nur zehn Minuten zwischen Feld- und Waldrand entlang, entdecken wir einen einladenden Weg Richtung Wasser.

Und da ist sie, die Müllerin-Schlucht.

Geheimnisvoll, ein wenig gefährlich und steil, aber mit fröhlichem Wildbach der mit Temperament geradezu in die Weite der Ostsee führt.

Hach – das gefällt mir!

Wir kraxeln bis ans Steinufer und wieder hoch und finden den herrlichen Weg am Hochufer entlang durch die alten, von Wetter, Sturm, Salzwasser und Gischt geformten Buchen, die, das ist deutlich zu beobachten, nach Plan angelegt worden sind.

Eins ist klar:

die Märchen, die mir angesichts dieser verformten Baumgliedmaßen einfallen könnten, sind keine Schlummerlieder.

Unsere schöne Insel Rügen

Wer am Ufer entlang gehen möchte, hat die Wahl zwischen wilden Steinstrand auf der rechten Seite oder Sandstrand und leichte Düne zur linken Hand.

Wer alles will, so wie ich, muss sich Zeit nehmen. Und Proviant einpacken. Denn dort kann man gut einen ganzen Tag wandern. Jedenfalls an einem schönen, sonnigen Wintertag. Über einen Ausflug zu dieser schönen Ecke in der Zeit zwischen Juni und September, also zur Hochsaison, habe ich mir verboten nachzudenken.

Vielleicht wagen wir einen Test zur Mittsommernacht – ich werde berichten.