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„Es war eine Mutter, die hatte vier Kinder – den Frühling, den Sommer, den Herbst und den Winter“

„Es war eine Mutter, die hatte vier Kinder – den Frühling, den Sommer, den Herbst und den Winter“.

Alle prima gutgeratene Bengel. Ein Jeder mit einem besonderen Talent bedacht, was ihn einzigartig machte und ihn gänzlich von allen anderen unterschied.

Da gab es den Gärtner, den Pflanzenversteher mit dem grünen Daumen, was der in die Erde setzte geriet zu einem Wunder. Dann den immer fröhlichen Entertainer mit dem weiten Herzen des Schenkens, wenn der auf seinem Sonnenstrahl daher geritten kam, war überall Musik und Gesang und Tanz.

Hans Herbst – genialer Malermeister

Und den geheimnisvollen Planer, der Bauherr aller zukünftigen Träume, der Wissende vom Morgen, und natürlich gab es da noch den geniale Malermeister, Hans Herbst.

Keiner konnte so mit Farben zaubern, wie er, jedes Jahr aufs Neue verwandelte er die Welt in einen überschäumenden Farbenrausch, setzte Lichter und Farbkleckse mit leichter Meisterhand und machte jeden Betrachter seiner wundervollen Werke sprachlos.

Er hütete dabei ein Geheimnis, dass seine Farben besonders brillant erscheinen ließ – er rührte sie mit reinem Alkohol an. Dabei spitzte er seine Pinsel mit Spucke an, dann ein Tröpfchen Alkohol, dann die Farbe und schon ging es auf, das Feuerwerk von Hans Herbst.

Aber, die Sache hatte einen Haken.

Je mehr Farbe angerührt werden musste, je öfter der Pinsel vom Spucke-Mund zum Alkohol und zurück wanderte, um so heiterer und beschwingter, und – upps – hick – wurde Hänschen Herbst. Das ging dann manchmal so weit, dass der geniale Malermann, nach Beendigung seiner Arbeit, den Restalkohol im Verdünnerschälchen nicht zurück ins große Fass kippte, sondern sich – upps – und hick – hinter die Binde.

Bei einer seiner letzten Arbeiten, fast schon stand die Übergabe an seinen Bruder, den mächtigen Bauherr und Planer, vor der Türe, war einfach ein Riesenschluck Alkohol zu viel übrig geblieben. Hans Herbst zögerte nicht lange, was soll auch das Gepansche, zack – angesetzt das Töpfchen und hinter damit. Man konnte nicht mehr bis drei zählen – da kippte unser Malermann einfach aus den Latschen und schlief auf der Stelle ein.

Als er erwachte, war es Winter. Kalt, dunkel, eisige Stille.

Hans Herbst erschrak sich fürchterlich – was war nur geschehen? Er hielt ihn ja noch in der Hand, seinen Lieblingspinsel, ja, die Farbe war ja noch frisch und feucht, was denn nun?

Er war drauf und dran, den Kopf in das Riesenfass mit dem Alkohol zu stecken, um nicht mehr weiter denken zu müssen.

Doch – hoppla, was war denn das? Ein kleiner tapferer Sonnenstrahl hatte sich durch die Winterwelt gekämpft und kitzelte unserem Hänschen an der Nase, hoho, noch einer, noch mehr… Sonne da, überall! Und da war Hans Herbst nicht mehr zu halten, da stürzte er in die Natur hinaus und dann malte er mitten hinein in die Winterpracht seine Herbstfarben, seine genialen Mischungen aus Feuer und Gold, und überall begann es zu leuchten und zu glitzern und zu glänzen, dass es eine Pracht war.

Und seitdem schmücken die Menschen im Winter, in der Kälte, bei Eis und Schnee den Tannenbaum, ihre Gartenhecke, die Fenster, Türen und Büsche glitzernd in den Farben aus Feuer und Licht und Gold und haben Freude in den Herzen.
Weil, es ist nicht alles schlecht am Alkohol, wird er an richtiger Stelle richtig dosiert.