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Mein Freund, der Baum ist tot…

Blogger 12. März 2019Mai 17th, 2019Fundstücke, Göhren, Inselgeschichte(n), Sage / Legende

Nachtrag zum Beitrag „Baumloch im Göhrener Hövt“

Im Herbst vorigen Jahres machte ich euch bekannt mit einem ganz besonderen Baum, ihr findet diesen Beitrag unter dem Stichwort „Baumloch“.

Er stand dicht am Rand des Steilufers mit Sicht auf den Göhrener Nordstrand und grüßte jeden Wanderer, der durch das Hövt unseren „Grünen Wanderweg“ erkunden wollte. Leider grüßten die Wenigsten zurück, denn obwohl seine außergewöhnliche Gestalt auf einen ganz besonderen Baum hinwies, entdeckte kaum Jemand sein Geheimnis.

Und euch erzähle ich es auch nicht noch einmal, bitte nachlesen!

Mein Freund, der Baum.

Mehr als zwei Jahrzehnte sind wir uns begegnet – der Baum mit dem Loch und ich als Jogger im Göhrener Hövt.

Mir war sein besonderer Wuchs gleich so außergewöhnlich vorgekommen.

Und tatsächlich: beim Stöbern in alten Schnurren über das „Spökenkieken“ auf der Insel Rügen kam ich dahinter, was es bedeuten kann, so ein gewachsenes „Baumloch“.

Ausgerüstet mit diesem alten Volkswissen grüßte ich den Baum bei jeder Begegnung mit Respekt, bis wir uns vertraut waren und er mir gestattete, ihm näher treten zu dürfen.

So nahe, dass ich durch ihn hindurch schlüpfen durfte.

Altes Volkswissen – praktisch ausgeführt

Jawohl, ich habe korrekt nach Anweisung der alten Schrift gehandelt. Ich habe diesen (heidnischen) Brauch mit allen Konsequenzen ausgeführt. Und nein – es war nicht schwer. Und ja – man kann es schaffen. Nur die Haltungsnoten, die ließen zu wünschen übrig. Auf Zuschauer habe ich sicherheitshalber verzichtet.

Neugierig geworden? Bitte einfach noch einmal zurückblättern.

…ist tot.

Schon länger sind mir die Markierungen an vielen Bäumen in unserem Göhrener Hövt aufgefallen. Zahlen, die nichts Gutes bedeuten, in einer grellen Farbe aufgesprüht, die im Wald böse wirkt. Allesamt Todeskandidaten. Bäume, die krank sind und unter Umständen eine Gefahr auch für Wanderer sein könnten. Alles Bäume, die weg müssen.

Aber, bei so manchem Baum kamen mir Zweifel, ich dachte: „Nee, du doch nicht, du siehst so stark und clever aus, du bleibst!“. Und als ich die grelle Markierungszahl auch an meinem Baumfreund entdeckte, wurde der Zweifel an der Richtigkeit der ganzen Aktion übermächtig. Der nicht, der musste bleiben!

Doch, bevor ich meinen Plan mit Robin Hood besprechen konnte, war alles geschehen und mein „Baumloch-Freund“ Geschichte.

Eines Tages lag der Baum gefällt am Wegesrand. Und es war nicht zu übersehen, dass er ein kranker Baum gewesen war. So endete eine lange Freundschaft. Im Sichbeugen einer Notwendigkeit.

Kreislauf des Lebens – auch im Wald

Ohne Frage, ich habe einen Verlust gespürt. Er war fort, und er fehlte, mein besonderer Baum.

Doch, was blinzelte mir da zu? Was guckte verschmitzt und mit dem unglaublichsten Augenblau aus dem Laubgewirr des vergangenen Jahres?

Da waren sie wieder, die ersten Frühlingsblüher im Buchenwald, die Leberblümchen, meine „Blauäuglein“, die Boten der Erneuerung, die Hoffnung auf Beginn.

Denn bald haben wir sie wieder, die „Symphonie in Grün und Blau“, den Blick durch die Buchen zur Insel Oie oder Richtung Nordstrand nach Sassnitz zur Kreideküste.

Und mit der Gewissheit, dass das Eine nur aufhört, damit das Andere beginnen kann, habe ich meinem Joggerschritt einen fröhlichen Hopser verpasst – wie schön ist es doch immer auf Rügen.

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