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Verliebtes Schwanenpaar auf Rügen

Und noch einmal – tierisch verliebt

Partnerschaft ist nicht selten der gelebte Prozess an Gegensätzen. Dass die sich angeblich anziehen sollen, halte ich für einen Irrtum, oder für einen flotten Spruch von Demjenigen, der es nicht durchlitten hat.

Menschen sind immer irgendwo und irgendwann gegensätzlich, Partnerschaften also die Auseinandersetzung mit eben jenen, Ehegemeinschaften sind Kampfverbände. Wer durchhält, kann stolz auf sich und seine erworbenen Fähigkeiten zur Toleranz sein.

Wieso ich das schreibe? Weil der „Wonnemonat Mai“ mit seinen emotionalen Turbulenzen beginnt, der Frühling die Menschen durcheinander bringt und weil ich weiß, wovon ich rede.

Es geht auch anders: Treue eines Schwanenpaares

Die lebenslange Treue eines Schwanenpaares ist kein leeres Wort. Obwohl sie in einer Dauer-Ehe leben, umwerben Schwäne immer wieder ihren Partner und stärken damit auch ihre Beziehung.

Tatsächlich, Schwäne bleiben lebenslang mit demselben Partner zusammen und beziehen jedes Jahr dasselbe Nest. Im Miteinander reparieren sie ihren Brutplatz und polstern ihn mit frischem Material aus.

Sie leiden nicht unter Frustattacken, die durch gegenseitig gestellte, nicht erfüllte Anforderungen einsam und verbittert machen, nein, sie machen das, was das Leben ihnen abfordert – für einander da sein.

Schwanenpaar trifft auf Rügen-Urlauber mit Hund

Und deshalb habe ich aufgeschrieben, was ich kürzlich an einer unserer Strandbuchten beobachten konnte:

Bemerkenswerter Weise sind die urlaubenden Inselbesucher nicht mehr nur mit sich, sondern mindestens mit je einem Hund unterwegs. Die sind überall und machen – natürlich – überall ihre Toilette. Nicht nur am Hundestrand, versteht sich. Aber, dies muss hier mal zur Ehre aller Hundebesitzer gesagt werden, sie haben ihr vierbeiniges Familienmitglied straff im Blick, meistens jedenfalls. Viele Hunde haben einfach mit der überwältigenden Macht von Strand und Wasser zu tun und sind froh, wenn die Herrschaft ihnen sagt, wo`s lang geht.

Allerdings ist dies Verhalten auch sehr abhängig vom Hund. Es gibt da unter ihnen echte Strandräuber, Abenteurer, Störtebeker-Typen auf vier Beinen halt. Die flippen am Strand regelrecht aus, bellen das Wasser an, kämpfen mit den Elementen, jagen die Möwen und paddeln, vergeblich, den Enten hinterher.

Bühne Strandbucht, bewohnt von einem Schwanenpaar.

Sehr abseits vom Touristenstrand wohnt ein Schwanenpaar. Sie fühlen sich dort sicher und geborgen, nur wenige Spülsaumwanderer verirren sich in diese Region. Bis auf die Abenteurer, die klettern über Hangabbrüche und umgestürzte Bäume und erleben mit ihrem Hund – der heißt Freitag – Robinsonfeeling.

Ich sitze unentdeckt (und halbnackt) auf einem Stein im Schilf und schaue dem friedlichen Schwanenbild zu, die dümpeln selbstvergessen auf dem Wasser. Plötzlich Aufruhr, Wellen klatschen, wildes Gehopse – ein Hund hat die Schwäne entdeckt und stürzt sich in die Fluten. Er paddelt paar Meter – die Schwäne sind weit entfernt vom Ufer und vom Hund – er hat keine Chance, das Wasser ist kalt, er dreht um, schnauft zurück und verschwindet.

Die Schwäne haben sich mit wenigen Schwimmbewegungen aus der Reichweite des Hundes gebracht, sie wussten, dass sie auf der sicheren Seite sind – aber, ihre idyllische Ruhe, die wurde empfindlich gestört.

Die Schwanenfrau macht den Hals ganz lang und ihrem Unmut so richtig Luft, Donnerwetter, kann die schimpfen! In durchdringenden Tönen, meine ich zu verstehen: „Blöder Köter, kannst nicht bleiben, wo du hingehörst, eine einzige Unverschämtheit, mich so zu erschrecken. Herrje, ich kriege kaum Luft, was für eine Unruhe, ist doch nicht zu glauben…“.

Und da sehe ich – kann nicht sein, oder? – da sehe ich, wie der Schwanenmann, der in einigem Abstand Sicherheitskreise um sein Weibchen gezogen hat, wie der beidreht, flugs zu ihr hin schwimmt und schnäbelnd an ihrem Hals hoch und runter streicht, über ihren aufgeregten Kopf bis zum Schwanenrücken. Schnäbelnd wieder zurück zum Zentrum der Schimpferei, immer um den Schnabel herum, bis ihr nichts weiter übrigbleibt, als diesen endlich zu halten. Er küsst sie stumm.

Tatsächlich, sie beruhigt sich, der Schwanenmann hat ganze Arbeit geleistet. Es kommt noch mal ein „also wirklich – unerhört, nicht zu glauben…“ und dann ist Ruhe auf dem Wasser, als wäre nichts gewesen. Ich bin beeindruckt. So einfach ist das also. Schimpfenden Weibern einfach schnäbelnd den Wind aus den Segeln nehmen. Einfach mal küssen.

Aus. Basta. Alles wieder gut. Merke ich mir. Kann man ja auch mal beim Ehemann versuchen.