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„Freunde sind wie Wein, je älter, desto besser“

Blogger 13. Juni 2018Juni 4th, 2019Fundstücke, Inselgeschichte(n), Rügen-Blog

Fotos zum 45. Jahrestag vor Selliner Seebrücke auf Rügen

Ich habe ein gesundes Misstrauen gegen Lebensweisheiten im Spruch, besonders gegen alle vier Ecken, in denen Liebe stecken soll. Ältere Mitbürger erinnert dies an ihre Poesiealben-Zeit. Nichtsdestotrotz steckt ein verblüffender Wahrheitsgehalt in dieser Art Wortfindung und genau deshalb klebt o.g. Spruch an meiner Kühlschranktür. Jeden Tag sehe ich ihn und täglich denke ich an uns, an uns vier Selliner Teenager von der Insel Rügen.

Oberschulzeit in Sellin

Ursprünglich waren wir drei, drei kleine Mädchen mit Schultüte auf der Freitreppe zum Eingang der Polytechn. Oberschule Sellin, oben in der damaligen Wilhelm-Pieck-Straße. Wenige Jahre später kam die Vierte dazu und von nun an waren wir eins, gemeinsam durch die verrückte Zeit des Erwachsenenwerdens, mit allen Auseinandersetzungen, Entdeckungen, unsäglichen Albernheiten, traurigen und wunderschönen Momenten.

1966 ließen wir uns an der Seebrücke, unserem damaligen Disco- und gesellschaftlichen Mittelpunkt, fotografieren, genauso, wie wir uns fühlten und wie wir waren: nachdenklich, ein bisschen provokant, unsicher und doch stolz, und vor allem: sehr, sehr unterschiedlich.

Überhaupt nicht miteinander vergleichbar – und doch immer eins.

Selbst die Vierte setzte sich durch, denn sie mochte schon damals nicht fotografiert werden, was natürlich nicht daran hinderte, dass sie immer dazu gehörte!

Wiedersehen beim Klassentreffen auf Rügen

Das Leben teilte uns auf, jahrzehntelang waren wir mit unserem eigenen Entwicklungsweg beschäftigt, mit Beruf, Familie und Kindererziehung. Und dennoch blieben wir immer in Verbindung, suchten uns, trafen uns, nie riss er völlig ab, der Kontakt zueinander.

Bis wir uns alle gemeinsam auf einem Klassentreffen wiedersahen, wir vier alten Mädchen, und wir machten die Tür zu unserem Begegnungsraum einfach weit auf und setzten uns wieder zusammen – so, wie wir uns vor einer Ewigkeit getrennt hatten. Hatten wir uns je wirklich getrennt?

Davon war nichts mehr zu merken, wir machten einfach dort weiter, wo wir aufgehört hatten, eine Jede mit unverwechselbar eigenständigem Charakter, völlig unterschiedlich, gegensätzlich und doch Eins. „Eigentlich passen wir überhaupt nicht zusammen“, stellen wir oft verwundert fest und freuen uns dann diebisch, wie gut diese Gemeinschaft funktioniert.

Aus gemeinsamer Kindheit entsteht jahrelange Freundschaft

Ist es die Sicherheit einer gemeinsamen Kindheit, das Wissen um tiefe, ehrliche Freundschaft was uns bei langen „Weiberklatsch-Runden“ die Zeit vergessen lässt? Alles können wir miteinander besprechen, wir können uns streiten und umarmen, wir verstehen uns. Gemeinsam sind wir auch viele Male bei unserer verehrten Klassenlehrerin in Lubmin gewesen, aufgeregt und kakelnd wie ein Hühnerhaufen, eben Klassenkameraden, die in die Jahre gekommen waren. Und unsere kluge Klassenlehrerin freute sich über unsere Gemeinschaft und wurde unsere Freundin.

Nun, wir sind glücklich, dass wir uns haben und uns aufeinander verlassen können und so war es ein Vergnügen, nach 45 Jahren an eben derselben Stelle an der Selliner Seebrücke zu zeigen: Wir gehören zusammen!

Die Vierte hat sich mit der ihr eigenen Konsequenz wieder gedrückt – sie fehlt nur im Bild, im Herzen ist sie immer dabei, denn „Freunde sind wie guter Wein…“.

Übrigens ist auch der damalige Fotograf von 1966 bis 2011 Derselbe geblieben.

Das denkt Ihr: Ein Kommentar

  • Andrea sagt:

    Maria, ihr schaut ja herrlich aus. Du gefällst mir tatsächlich jetzt besser.. Ich freue mich über neue Geschichte von dir und der Insel und habe jetzt schon ein Lächeln auf den Lippen. Danke dir herzlich….

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