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Im Februar nach Mallorca

Blogger 29. Februar 2020März 1st, 2020Reiseberichte, Rügen-Blog, Spanien

Mit jeder Blüte kommen die Touristen

Genau. Wenn überhaupt, dann spätestens bis Mitte Februar. Zwar steht die Mandelblüte erst in den Startlöchern, aber mit jeder sich entfaltenden Blüte kommen die Touristen. Und dann, ich sage es unverblümt, wird es auf dieser Insel (Mallorca) nicht mehr auszuhalten sein. Und ich weiß, wovon ich rede, habe ich doch den direkten Vergleich zu unserer Insel Rügen in den Monaten Juli / August. Da kann ich niemandem – auch wenn es geschäftsschädigend ist – raten, anzureisen.

Ab nach Malle!

Wir hatten eine gute Woche Zeit und wir wollten fort. Nicht weit und nicht unbedingt im Sommer. So ein klein wenig beginnendes Frühlingsfeeling käme uns gerade recht. Wem es genau so geht im Februar, dem kann ich ehrlichen Herzens nur raten: ab nach Malle!

Angenehme kurze Flugreise mit Handgepäck, vom Flughafen Palma führt ein Schnellbus (Linie 1) für 5,-€ pro Person (direkt zu bezahlen beim Fahrer) direkt in die Altstadt. In knapp 15 Minuten stehen wir im Herzen dieser alten Stadt und fast um die Ecke unserer Ferienwohnung.

Zentral gelegene Ferienwohnung in Palma de Mallorca

Die Wohnung ist so lang und schmal, wie das Haus. Durch die Haustür passen echt nur Schmalhänse, die Treppe ist steil, wir sind unserem Handgepäck dankbar für die angenehmen Maße.

Das Haus hat nur 2 Fenster: eins zur Straße und das andere geht auf den Innenhof. Dennoch ist die Wohnung nicht dunkel, völlig saniert und sie hat alles, was man braucht für einen Urlaubsaufenthalt.

Vor allem liegt sie absolut zentral, in den 3 Tagen, die wir uns zum Erkunden der Stadt vorgenommen haben, sind alle Sehenswürdigkeiten problemlos per pedes erreichbar.

Schnell im Stadtzentrum von Palma de Mallorca

Richtung Platz Eulalia findet man einen kleinen Supermarkt und erreicht gleich um die Ecke die Basilika St. Francesc mit angrenzender, alter Priesterschule. Dieses Gebäude wird noch immer als Versammlungssaal genutzt, wir wollten kurz reinschauen, wurden aber hinauskomplimentiert. Der etwas laue Geschmack der Abweisung hält an, nachdem ich mir das Standbild vor der Basilika (Heiliger Fancesco mit Knabe) genauer angeschaut habe: ohne Kommentar – aber ein unrühmliches Kapitel der katholischen Kirchengeschichte scheint mir hier ein Abbild gefunden zu haben.

Von dort bis zum Marktplatz mit wunderschönem Rathaus (herrlich am Abend dort zu sitzen, unter einem uralten Olivenbaum) ist es nur ein Katzensprung.

Ob bis an das Strandufer, zur Kathedrale, den Museen, zu den Arabischen Bädern oder mitten durch die Handels- und Einkaufszone, immer findet man kleine, ganz ursprüngliche Gassen, abenteuerliche Behausungen und diese typischen Innenhöfe.

Es ist ein wenig, wie in Venedig und wie überall, wo sich Touristen stapeln: man muss um die Ecken gehen, die kleinen Wege suchen, dort ist man alleine und findet die wahre Atmosphäre der Stadt.

Laute Fröhlichkeit auf den Geschäftsstraßen

Natürlich brummt das Leben an der Avinguda und in den Zentren der Einkaufstempel, aber, weil sich auch bereits im Februar das Kneipenleben auf den Straßen abspielt, machte die Mischung aus Musik und quirliger Lebensfreude richtig Spaß. Und man kriegt ordentlich was auf die Ohren! Die Spanier brüllen sich an, wenn sie sich unterhalten, leise reden gilt als unhöflich. Darauf allerdings könnte ich verzichten.

Erlebnis „La Llotia“ und das Szeneviertel von Palma

Was man nicht versäumen darf, ist ein Besuch im La Llotja, einer der frühesten bürgerlichen Prachtbauten Europas, die alte Handelsschule mit wunderschönem Saal und unbeschreiblicher Atmosphäre. Die Architektur erinnert an einen Palmengarten, man steht und staunt. Und ich entdecke eine Inschrift, die wohl Jahrhunderte überdauert hat und ich mache die Augen zu und die Ohren auf und ich höre die Stimmen, die verhandeln, streiten, lachen…

Danach unbedingt ab in das Santa Catalina-Viertel, das historische Fischerviertel von Palma. Hier findet man noch die typischen, niedrigen Wohnhäuser der ärmeren Bevölkerungsschichten. Schmale Gassen, alte Kneipen, schöne Restaurants, kleine Boutiquen und schräge Typen haben dieses Stadtgebiet zum angesagten Szeneviertel werden lassen. Eine wirklich interessante Ecke – bis Ende Februar, hier werden sich im Sommer die Touristen in Massen entlang schieben.

Autotour durch das Tramuntana-Gebirge

Für die nächsten Tage hatten wir ein Auto gemietet, mit dem wir von morgens bis in den späten Abend unterwegs waren und die gesamte Westküste dieser Insel abgefahren sind. Kurvenreiche Strecken, Haarnadelkurven bis in die Höhen des Tramuntana-Gebirges hinein, kleine, stille Bergdörfer und schroffe Felsenformationen machten diese Tour jeden Tag zu einem Besonderen.

Sehr zu empfehlen sind die Orte Furnalutx, herrlich in den Bergen gelegen und Pollenca, ein kleiner Bergbauernort mit der größten Treppe hinauf zur Muttergottes-Kirche, 365 Stufen, für jeden Tag des Jahres ein Schritt zur Seligkeit.

Vor einer kleinen Boutique schlief die Katze der Besitzerin, eine mallorquinische Schönheit, die mich sehr an meine Schnecke erinnerte, die Einzige, die ich im Gebiet des Wasser-Reservoir nördlich von Soller entdeckte. Übrigens eine ausgezeichnete Wanderecke!

Dies alles schreibe ich ausschließlich unter der nachdrücklichen Empfehlung der ausgewählten Reisezeit, in der Hochsaison muss es schrecklich dort sein. Aber, das sagte ich ja schon.

Kleine verwunschene, idyllische oder romantische Buchten sind auch zu finden, abseits der Straßen, als Kletter- oder Fußweg auszumachen und eher ein Geheimtipp der Anwohner.

Mehr Boote im Hafen als Einwohner

Hingegen sind sämtliche Badeorte, alle Häfen, überall, wo eine Marina angepriesen wird, zu meiden.

Dort liegen Boote, Segelyachten, Katamarane in einer unübersehbaren Menge dicht bei dicht, da kann man nicht ins Wasser fallen, dort landet man in jedem Falle auf dem Deck des Nachbarn.

Dort gibt es nichts mehr zu entdecken, auch nichts von der schönen Berglandschaft rundherum, die bis zum höchsten Zipfel bebaut worden ist.

Diese Erlebnisse waren ernüchternd, der Anblick gruselig.

Und wer wie ich, als Inselmensch, beide Territorien vergleicht, weiß nicht, ob er betend in die Knie oder in den Krieg gehen soll.

Möge uns dieser Massentourismus, diese kriminelle Ausbeutung der Landschaft erspart bleiben.

Mit diesem Stoßseufzer sind wir samt Handgepäck nach einer Woche Mallorca wieder abgezogen. Es reicht, die Zeit war gut, aber ich glaube nicht, dass wir so bald wiederkommen.

Was denkt Ihr? Schreibt es uns!