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Istrien-Urlaub in Kroatien

Blogger 11. März 2025März 23rd, 2025Kroatien, Reiseberichte, Rügen-Blog, Streifzüge

Ungeliebter Januar in Deutschland

Im Großen und Ganzen halte ich mich für einen auf­ge­schlossenen Menschen, der dem Grund­satz folgt: In Allem, was dir passiert, ist ein Stück des Guten ver­borgen.

Wenn sich Zwei streiten, verstehe ich durch­aus beide Seiten gleicher­maßen. Und mit meinem un­ver­wüst­lichen Optimismus suche und finde ich meist das glück­liche Ende der beiden Wurst­zipfel. Mein Glas ist immer halb­voll. Wenn alle Welt im November im Herbst­blues versinkt oder blei­graue Depressionen schiebt, blühe ich auf, wandere durch die endlich endlose Spül­saum­ein­sam­keit an den Stränden, bewundere den seidig-sanften Nebel­wald und freue mich jeden Morgen, dass man beim Auf­wachen dem Weih­nachts­fest näher­kommt.

Und nun der Januar. Ich weiß, es ist über­haupt nicht fair, laut aus­zu­sprechen, was ich im Januar fühle: Ich kann diesen Monat nicht leiden.

Was hat er schon, außer der Last eines un­ge­wissen Neu­beginns? Und der Last der Vor­sätze, der Regeln „alles anders zu machen“? Wo hat er seine positiven Seiten versteckt? In der schmerz­lichen Erinnerung, dass die wunder­bare Weih­nachts­zeit schon wieder vorbei ist? In den nass­kalten Matsch­tagen? Allen­falls im Trost, dass die Tage wieder länger werden – Sonne, liebe Sonne…

Guckt sie euch an, die im Stern­bild „Stein­bock“ Geborene: Ernste, nüchterne Typen, sach­liche, strenge Einzel­gänger mit der Lebens­auf­gabe der Problem­bewältigung, mit über­steigertem Ehr­geiz und Hang zur Perfektion. Nett ist anders. Jupp, die kann es nur im Januar geben.

Reise nach Istrien – Ferne Träume in Kroatien

Und dennoch – ich bleibe dabei – es gibt in Allem etwas Gutes: Der Januar ist der Monat der Reise­planung, der Wünsche hinweg über den Teller­rand. Der Monat der Gedanken an fremde Ferne, interessante Ziele, Sonne und ab mit dem Finger auf der Land­karte. Ihr seid schon dabei?

Dann folgt mir auf unserer Reise nach Istrien in Kroatien, vielleicht werdet ihr neu­gierig und könnt Unbekanntes für euch ent­decken. Reise­zeit ab sofort bis Mai, dann ist hier Sommer­pause. Wir ent­schieden uns für ent­spannte drei Wochen im September.

Gut geplant ist halb gewonnen

Die Planung beginnt mit der un­ver­meid­lichen Excel­tabelle. Meine Spöttelei über akribisch ein­ge­richtete Excel-Tabellen wird in Gänze null-und nichtig gemacht durch den tief­sinnigen, praktischen und un­schlag­bar wichtigen Sinn dieser Art Auf­listung. Denn, sie ist das absolute Grund­gerüst jeder unserer Reisen.

Ohne dreht sich kein (Auto-)Rad. Da werden Routen in Kilo­meter, Stopps als Über­nacht­ungs­stellen, not­wendiges Tanken, ebenso Telefon­nummern, Adressen und sogar die Wetter­vor­aus­sagen notiert. Das Ver­trauen meines Mannes in mich als Bei­fahrer scheint in den letzten Jahr­zehnten ge­wachsen zu sein, denn früher bekam ich die Routen­abschnitte fett aus­ge­druckt in Einzel­etappen in den Schoß gelegt, inzwischen darf ich die Seiten vom Auto­atlas alleine umblättern.

Habe ja – man erinnere sich – die Excel­tabellen. Ich weiß also lange vor Reise­antritt, wann wir wo sein werden, wo ich Hotel­über­nacht­ungen zu organisieren habe, welche Strecken­ab­schnitte zu absolvieren sind.

Die Route nach Istrien im Überblick

Unsere Route nach Istrien, rund 1700 km (je Hin- und Rück­tour), wurde in er­träg­liche Ab­schnitte auf­ge­teilt und wie folgt geplant: Früher Vor­mittag ist der Start in Göhren, dann Ver­lassen der Insel über die Rügen-Brücke und Reise über die vielen Auto­bahnen A20, A19, A24, A10 und A9 nach Süden. Rostock, Potsdam, Berlin und Leipzig werden rechts und links liegen­gelassen.

Stopp mit Über­nachtung in Bad Kloster­lausnitz, Hotel „In Piazza“ als erstes Drittel der Gesamt­reise nach Kroatien. Hier lohnt sich ein Rund­gang, diese Stadt war mal reich und hat schöne Ecken. Die Kirche lud ein zu einem Abend­konzert, fein, wir fühlten uns beschenkt. Am nächsten Tag wird an Bayreuth, Bam­berg, Nürn­berg, Regens­burg, Ingol­stadt und München auf den Auto­bahnen A9, A99 und A8 in gebührender Ent­fernung vorbei­ge­rauscht und erst in Ruh­polding Halt gemacht. Über­nacht­ung im Hotel „Fischer­wirt“, Balkon mit Aus­blick auf schnee-begipfelte Berge, genüss­liche Ruhe und Rot­wein für den umsichtigen Auto­fahrer.

Die Alpen werden gequert auf der Auto­bahn A8, A10 und Salz­burg, Bischofs­hofen in Öster­reich links um­fahren. Die Grenz­über­gänge nach Öster­reich, Slowenien und Kroatien haben wir kaum wahr­ge­nommen und die letzten Kilo­meter nach Motovun in Istrien auf kurven­reicher Strecke, aber mit aus­ge­zeichneten Straßen­beding­ungen absolviert.

Die Rückreise wurde gleicher­maßen gedrittelt: Unter­kunft im lime­home Hotel in Rosen­heim und im art­ge­stalt­eten Givuni Mopera – einem Hotel in Leipzig. Die gesamte Reise verlief ohne Stau, ohne verkehrs­bedingte, größere Hinder­nisse und mit den er­wähnten Hotel­über­nacht­ungen immer in bester Wohn­lage und zu sehr empfehlens­werten Buchungs­bedingungen, Gottseidank.

Warum Istrien, warum Motovun?

Istrien, diese besondere Halb­insel, die wie ein Land­schafts­dreieck in die Adria ragt, hatte mich schon jahre­lang beschäftigt und interessiert: Auf drei Seiten vom Wasser um­geben, angrenzend an Italien und Slowenien und doch Kroatien – das konnte nur einen Urlaub wert sein.

Ach, was hatte ich die Reise­portale gequält und nach dem gesucht, was diesen Wert aus­machen könnte: Keine Touristen-Zentren, keine empfohlenen Besucher­magnete, kein Ressourchic, null Luxus, dafür aber jede Menge Ur­sprüng­lich­keit, Natur, Land, Leute und ihre Geschichte, gelebte, authentische Geschichte. Und so fand ich „Motovun“.

Und dachte, ich habe eine Ent­deck­ung gemacht. Ein Berg­dorf mit altem Kastell, mit Stadt­mauer, mit denk­mal­ge­schützten Wohn­anlagen und Häusern aus jahr­hundert­alten Steinen… Wunder­bar, da musste ich hin.

Aber, genau dies dachten mit mir ca. 300 Bus­reisende. Täglich! Auch, wie wir, im September. Was, so haben wir uns ge­fragt, mag hier los sein in der Haupt­saison?

Dazu später mehr. Zuerst an­kommen. Die An­fahrt nach Istrien war wunder­schön, bereits von Weiten war unser Berg­dorf zu er­kennen – hoch über allen Gipfeln besetzte das Kastell die Berg­spitze und ließ keinen Zweifel zu: Es würde stetig straff berg­auf gehen. Die Unter­kunft in Motovun hatte ich über Airbnb gebucht.

Digitaler Austausch mit Vermietern

Per WhatsApp-Nachricht bekamen wir alle not­wenigen Hin­weise zum Finden, zum Be­ziehen der Wohnung und zum Parken für den Pkw. Letzteres war überaus wichtig, hatte ich doch ge­hofft, man könne, zum Ein- und Aus­parken mit dem Auto in die Innen­stadt gelangen. Immer­hin war der Wagen voll beladen. Ich hatte, was die Ver­pfleg­ung betraf, gut vor­ge­sorgt und an alles gedacht.

Der mühevolle Gang durch die Stadt­geschichte von Motovun

An alles, nur nicht an die Tatsache, dass wir vom Park­platz hinter der Kirche noch gute 500 Meter über ur­altes Kopf­stein­pflaster immer berg­an unser Reise­gepäck – das reich­haltig gut sortierte – schleppen mussten.

Nix von wegen „Ein- und Aus­laden in der Innen­stadt“. Die Alt­stadt von Motovun war durch Poller und Schranken gnaden­los für alle Touristen­autos ver­riegelt. Wie existenziell weise und not­wendig diese Maß­nahme war, wurde mir erst später klar.

Vorerst hatten wir zu schleppen, schwitzend und fluchend.

An dieser Stelle sei allen Ferien­wohn­ungs­gästen dringend ge­raten: Nach Motovun in Istrien bitte nur mit leichtem Hand­gepäck und Ruck­sack, nur das Nötigste am Mann und auf absolut wander­tüchtigen Sohlen.

Weiter sämtliche Ein­käufe, alles, was sonst noch benötigt wird, portions­weise dazu kaufen und immer nur so viel, wie in ein Hand­beutel­chen passt. Denn, es gibt keine Fuß­wege, nur das historische Pflaster und das braucht wirklich die gesamte Auf­merk­sam­keit eines Fuß­gängers.

Erst später, nach dem mehr­maligen Auf- und Ab­steigen lernten wir, diese hals­brecher­ischen Stolper­straßen als Gang in und durch die Geschichte der kleinen Berg­stadt Motovun anzu­nehmen. Und mit der erworbenen Sicher­heit der Schritte hob sich der Blick für die wunder­schöne Aus­sicht, für die einzig­artige Bau­anlage dieser Stadt, die kunst­vollen Tore, Treppen, die histor­ischen Details an Mauern und Gesimsen. So war jedes „Nach­hause­kommen“ neu, wurde immer wieder interessant durch Ent­deck­ungen, die Motovun in Instrien so besonders machen.

Schöner wohnen

Hoch oben und mitten in der über 500-Jahre alten Innen­­stadt fanden wir unser Haus, drei Etagen nur für uns beide. Alles perfekt ein­ge­­richtet, ausge­­rüstet selbst mit Trockner und Wasch­­maschine. In der ober­sten Etage das Wohn­­zimmer, wunder­­bar geräumig und mit einem Rund­­um­blick über das gesamte Land, der uns den Atem nahm.

So hatten wir wieder „Hoch­steigen“ ohne Ende, in diesem Falle aber immer wieder belohnt durch den Blick in morgend­liche Nebel­felder im Tal, durch Sonnen­auf­gänge und Sonnen­unter­gänge, den Sternen­himmel, auf Fern­straßen­bänder, auf Wein­berge und Trüffel­wälder. Jawohl, Trüffel!

Motovun ist berühmte Trüffel-Stadt

Die gesamte Region um Motovun ist welt­bekannt für ihre Trüffel­gebiete. Berühmt für Suchen, Finden, Ver­arbeiten, Ver­markten der kost­baren Pilz-Delikatessen. In jedem Lädchen gibt es eine Un­menge Trüffel­produkte (Öl, Käse und auch die Chips haben wir probiert), die gehörige Preise haben und in jedem Haus wohnt ein „Trüffel­jäger“ mit ihren speziell aus­ge­bildeten Hunden.

Das sollte man wissen, als Tourist in Motovun, denn es vergeht kein Tag, an dem die Nacht­dämmerung nicht durch un­zähliges Hunde­gebell begrüßt wird. Anfangs beängstigend für mich als Tier­schützer („Was ist denn hier los?“), nach einem Gespräch mit einem Ein­heim­ischen und seinen drei Trüffel-Hunden, aber die Lösung des Hunde­konzertes.

Im Trüffelwald von Motovun

Natürlich mussten auch wir mal eine Privat­exkursion in an­grenz­ende Trüffel­wälder wagen. Schmale, ausge­tretene Pfade führen tief in des Waldes Dschungel. Modrige Bäume liegen quer, nasse, matschige Wege, unheim­liche Stille und irgendwie hatte ich das Gefühl, ich bewege mich gerade in Nachbars Garten. Tatsächlich hören wir Äste knacken, zwei Hunde laufen geräusch­los auf uns zu, wir stehen stramm, es folgt ein Trüffler.

In diesem Falle eine Trüfflerin, mit Um­hänge­tasche und Grabe­holz, die uns sofort als Gaffer identifiziert. Nein, wir waren keine Konkurrenz für dieses sehr ein­bringliche und durch­organisierte Geschäft, was offen­sicht­lich mehr Menschen in dieser Region ernährte, als wir ahnten, aber später an den Preisen der Trüffel­produkte erkennen konnten. Wege waren jeden­falls nicht aus­ge­schildert, von Ferne hörten wir Jagd­gewehr­knall, rund­herum Wildnis, schnell wieder zurück.

Eine bemerkenswerte Ent­deckung aber machten wir über­all in den Wäldern rund um Motovun: Auf dem feuchten Boden waren seltsame Gebilde, ge­drehte Erd­klümp­chen, mal mit Loch in der Mitte, mal noch mit den Rück­ständen irgend­einer Pflanze gefüllt, verteilt, völlig geruchs­los und tat­säch­lich bestehend aus dem Erd­reich vom Waldboden.

Anfangs glaubten wir, Exkremente von Tieren ent­deckt zu haben, aber, sie waren über­all zwischen den Pflanzen, in Mengen, für uns un­er­klär­lich. Später, im Ort und im Ge­spräch mit Ein­heim­ischen nach­ge­fragt, erfuhren wir, dass dies (Regen)-Würmer sind, die bis zu 30 cm lang werden und sich im lehmigen Erdreich zu Hause fühlen. Was wir hier sahen, sind die Rück­stände ihrer boden­ständigen Tätigkeit.

Erkundungen in Motovun

Wir haben die Stadt entweder am frühen Vor­mittag oder zum späteren Abend durch­streift – da waren die Busse ent­weder noch nicht da oder schon wieder fort und die massen­haften Touristen bereits wieder ein­ge­sammelt. Sie über­strömen täglich die kleine Berg­stadt, bevölkern alle Cafés und Kneipen, kaufen sich dumm und dämlich an Trüffel­kram und sind spätestens um 18 Uhr alle wieder weg.

Nach 20 Uhr ist sogar der Rund­gang um die histor­ische Kastell­anlage schranken­frei, kosten­los, dicht atmos­phär­isch und sehr zu em­pfehlen, denn auch dort, an der alten Stadt­mauer, finden sich wunder­hübsche, kleine Weinlokale.

Mein Lieblingsladen gehörte einem zahn­losen Alten, der die besten Tomaten und Äpfel hatte, ganz feine Haus­weine und in seinem Privat­garten ein Pavillon­eck­chen zum Ver­weilen mit Blick übers Land. Da waren wir immer alleine, dorthin verirrten sich keine Bus­reisende, und an den weiten Blick – naja – an den hatten wir uns dann auch schon gewöhnt. So, wie der Alte an uns, der bereits meine Lieb­lings­äpfel ein­packte, wenn er mich kommen sah.

Künstlerdorf Groznjan

Da wir mit Motovun eine Bleibe mitten im Herzen von Istrien ge­funden hatten, konnten wir sternen­förmig unsere Er­kund­ungs­touren planen. Immer gut zu bewält­igende Tages­reisen von ca. 30 – 60 km, immer gute Straßen, immer sehr interessante Ziele und Ent­deck­ungen auf dem Wege und immer gutes Wetter, es war unglaublich.

Nach Groznjan musste ich ganz bald, dorthin zog es mich regel­recht und ich wurde nicht ent­täuscht: Dieses mittel­alter­liche Städtchen hat das Flair eines Bohemien­treffs. Wissen­schaftler und Künstler stoppten den jahr­hunderte­langen Ver­fall und richteten sich mit ihren Galerien, Ateliers und Werk­stätten behutsam im histor­ischen Gemäuer ein.

Ich bin total verzaubert durch diese gepflasterten Gassen ge­wandert und fühlte mich stellen­weise direkt in die Stadt­geschichte zurück­ver­setzt und in eine absolut authent­ische Film­kulisse. Sehr zu em­pfehlen sind die vielen Kunst­werk­stätten: Malerei, Hand­werk und wunder­schöner Schmuck sind an jeder Ecke eine ernst­zu­nehm­ende Versuchung…

Hum – die kleinste Stadt der Welt

Nicht zu glauben? Doch um einen gewaltigen Kirchen­bau gruppieren sich die Häuser der ca. 30 Ein­wohner dieser An­sied­lung, die aus­schließ­lich vom Tourismus und ihrer besonderen Geschichte leben. Kunst­hand­werker, Cafés und ein Speise­restau­rant mit Trüffel­speziali­täten sorgen für Unter­haltung beim Rund­gang mit weitem Aus­blick über das Land.

Die Grund­konturen erhielt Hum bereits im 11. Jahr­hundert, als die Festung gebaut wurde und dieser Ort zur Ver­teidigungs­anlage wurde. Im 16. Jahr­hundert ver­fügte Hum bereits über alle behördlichen und öffent­lichen Ein­richt­ungen mit eigenen Ge­spannen, die Grund­lage für souveränes städt­isches Leben bedeuteten und so erhielt es das Epitheton „Kleinste Stadt der Welt“.

Klein, aber klug – was wir so noch nie gehört hatten: Der Bürger­meister (oder Dorf­vor­steher) wurde jedes Jahr neu ge­wählt und zwar aus­schließ­lich nach seinen guten Taten, die als Holz­kerbe dokumentarisch fest­gehalten wurde, gewählt worden.

Wer die meisten Kerben hatte, gewann die Wahl zum Ge­meinde­vor­steher. Und wenn er im nächsten Jahr wieder die meisten Kerben, sprich gute Taten vor­weisen konnte, ja, dann wurde er eben wieder Bürger­meister. Ich stelle mir diese Methode in der heutigen Zeit, unter gegebenen Um­ständen vor und weiß: Holz hätten wir ja noch…

Abseits der Touristenzentren von Slowenien

Wer Touristenmassen in Bilder­buch­städten satt hat, dem sei eine Fahrt hoch in den Norden Istriens und über die Grenze ins süd­liche Slowenien sehr em­pfohlen: Die Küsten­orte Piran, Izola und Koper über­zeugen durch wunder­schöne Ensembles der venezian­ischen Gotik, alten Fischer- und Bürger­häusern.

Immer lohnt ein Auf­stieg zu den Kirchen oder eine Kaffe­pause an den schönsten Markt­plätzen, Renaissance­bauten, Zinnen und Rund­bogen­fenster im Rücken, Hafen­anlagen und die Meeres­weite im Blick.

Vor allem aber besticht diese Region durch eine gewisse Geruh­sam­keit, die sich wohl­tuend unter­scheidet von der Nervosität quirliger Hafen­städte Istriens und deren tourist­ischen Bedeutung.

Rovinj – Kroatiens traum­hafte Halbinsel

Rovinj ist ein mittel­alter­lich-vene­zianisches Städt­chen wie aus dem Bilder­buch. Schon die Lage auf einer hügligen Halb­insel macht Rovinj zu etwas Besonderen. Der Blick am Hafen zur Stadt hinüber ver­zaubert – über den hohen, inein­ander ver­schacht­elten Häusern und ein Geflecht winkliger Gassen krönt der barocke Kirchen­bau mit dem über 60 Meter hohen Campanile. Ein absoluter An­ziehungs­punkt.

Leider wissen das alle Touristen. Und keiner lässt sie aus, diese Vor­zeige­stadt. Tief Luft­holen, Ohren an­legen und durch. Mehr kann ich dazu nicht sagen, probiert es selber aus.

Erholung in den Wein­bergen Istriens

Die Gegend rund um Motovun ist wunder­schön, bereits beim Ab­stieg finden sich Wander­wege durch Wiesen, an Feldern ent­lang, durch wildes hoch­ge­wachsenes Busch­werk hin­durch und an den un­zähligen Wein­bergen vorbei. Zucker­süße helle und rote Trauben ließen sich wider­spruchs­los ernten, wir haben auch nicht lange ge­fragt, zuge­geben. Die kleinen Hütten (Garten­lauben) waren verwaist, von fern Hunde­gebell, sonst fried­liche Stille.

Der pioniergeprägte Ingenieurs­geist meines Mannes ent­deckte einen alten Tunnel, den PARENZANA, der uns 222 Meter durch den Berg führte, in absoluter Finster­nis, begleitet durch Bewegungs­melder in sehr spar­samen Ab­ständen und mit der Frage, ob ich hier je wieder ans Tages­licht kommen würde.

Doch, bevor meine Panik wirklich Ge­stalt an­nehmen konnte, wurde es hell und ich konnte meine Klammer­hand lösen. Hinter­her und in Betrachtung dieser Tunnel­begehung wurde mir auch klar, wieso dies die Bezeichnung „Gesund­heits- und Freund­schafts­weg“ trägt – ohne Herz­kasper und fried­lich eng bei­einander hin­durch, das macht hat doch Sinn…

Westküste Istriens – Rabac

Ja, das sah richtig gut aus auf der Land­karte und auf den Post­karten: Eine tief­ein­ge­schnitt­ene Bucht mit altem Orts­kern des einstigen Fischer­ortes Rabac. Da wir uns vor­ge­nommen hatten, sämt­lichen Ange­boten der Touristen­zentren aus dem Wege zu gehen, schien uns dies ein echter Beitrag zur Er­kundung Istriens zu sein.

Wir hatten nicht gründlich zu Ende gelesen im Reise­führer, denn „ober­halb des Hafens schmiegen sich Hotels und Frei­zeit­anlagen wie Bienen­waben an den Berg­hang“ hätte uns auf­horchen lassen müssen. Den Bienen jeden­falls hat man in dieser Be­schreib­ung ganz schlimm Un­recht getan, die ehe­mals wunder­schöne Bucht war zu Gänze und mit aller Konsequenz bis an den letzten verfüg­baren Zipfel zugebaut.

Der betonierte Strand von Rabac

Am liebsten wären wir sofort wieder ab­gehauen. Aber da mein Mann, der vermut­lich auch einen Pkw-Park­platz in der Moskauer Metro finden würde, auch hier einen Platz fürs Auto fand und wir Kaffee­durst hatten, die Sonne heiß auf Sommer machte, eine ange­kündigte kilo­meter­lange Strand­promenade unsere Neu­gier weckte, sind wir dann doch tapfer los­gezogen.

Ferienresort an Freizeit­park, Bungalow an Hotel­anlage, Swimming­pool an Bowling­bahn, Cafe an Re­stau­rant, jede Lokalität mit lauter, immer anderer Musik­be­schallung und zwischen­durch ein Blick auf Ufer­beton. Dort lagerten die Sonnen­anbeter, das war der „Strand“. Donner­wetter, lange nicht so etwas Schreckliches gesehen.

Reiner Fatalismus und der Kaffee­durst trieben uns weiter, end­lose Pflaster­wege mit Blick aufs Meer. Und dann, halt, stopp, kneif mich mal, ganz am Ende dieses Par­cours, ent­decke ich drei große Buch­staben auf einen Stein am Weges­rand hin­ge­malt: FKK, un­glaub­lich, aber wahr.

Felsen, Treppchen hinunter ans hell­blaue Wasser, kleine Buchten, kugel­runde, weiße Steine, Geröll­strand, egal, tat­säch­lich FKK. Und so sah uns dieser Nach­mittag beseelt und splitter­faser­nackt in der Kvarner Bucht planschen. Im himmel­blauen, bade­wannen­warmen Wasser. Die Wellen kullerten melodisch mit den weißen Stein­chen und ich war glücklich. Rabac, wer hätte das von dir gedacht.

Wieder in unserem „Schwalbennest“ hoch oben auf der Berg­spitze von Motovun gab uns der Himmel über Istrien den Rest und goss sein Abend­rot über den gesamten verfüg­baren Horizont, dazu ein Glas vom regionalen Rot­wein und den Geschmack der Trüffel – ein Abschied voller Genuss und Versöhnung.

Abschied und Ankommen

Als wir im frühen Morgen mit unseren Reise­taschen wieder das historische Kopf­stein­pflaster be­ehrten, hatte ich gleich noch, neben­bei, eine lustige Erkennt­nis: Bin in all den Urlaubs­tagen sehr früh immer von Kinder­stimm­chen ge­weckt worden, die dann, ganz ur­plötzlich, wieder fort waren, absolut ver­schluckt von den alten Stein­wänden des Hauses gegen­über. Dort nämlich war der Kinder­garten für Motovun und Um­gebung. Quietsch­fideles Kinder­leben im steinalten Gemäuer.

Mach nur so weiter, Motovun.

Wieder zu Hause auf unserer Insel Rügen – Koffer ab­laden und sofort an den Strand. „Hallo Ostsee, du Aller­beste, du wildes Hoch­ufer, einsame Bucht, nichts ist so schön, wie das Wieder­an­kommen.“. Da stehe ich nun in den Farben von Insel und Ostsee und denke: „Was denn, ich mag den Januar nicht? Gerade jetzt in dieser Ein­sam­keit bin ich doch hier am aller­liebsten!“.