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Weihnachtszeit mit Katze auf Rügen

Blogger 16. Dezember 2020Januar 28th, 2024Göhren, Inselgeschichte(n), Katze, Rügen-Blog, Tiere

„Weihnachtszeit! Wer spricht von Siegen? Überstehen ist alles.“

(Rainer Maria Rilke)

Der Rilke muss was vom Katzengemüt verstanden haben. Der wusste, je hektischer die Menschheit beginnt, sich um sich selber zu drehen, desto wichtiger ist die innere Ruhe, als Basis jeder Gelassenheit.

Katzen sind die besten Beispiele für diese kluge Art Lebenshaltung.

Noch ein Zitat? Aber sicher, man kann es nicht oft genug sagen: „Die willentliche Arbeitslosigkeit ist ein Vorrecht der Katzen. Für sie ist Müßiggang nicht aller Laster Anfang, wie in der Schule gelehrt wird, sondern der Anfang aller Seligkeit.“.

Leben mit einer Katze

Katzenweisheiten zu diesem Thema gibt es ohne Ende. Praktisch in unserem Alltag, im Leben mit einer Katze haben wir Folgendes erlebt:

Jedes Jahr zum Ende des letzten Monats kommt unser großer Wandkalender, der im Eingangsbereich und neben dem Telefon platziert täglich ansagen wird, wo, wann es lang geht im neuen Jahr.

Schon länger haben wir die Verpackung, diese stattliche Kartonage, aufgehoben und – so quasi als Weihnachtsgeschenk an unsere Katze – umfunktioniert zu einem Häuschen. Anfangs habe ich noch Fenster in die „Dachschrägen“ geschnitten, bis ich merkte, dass diese Extras der Katze wurscht sind.

Wichtig ist, dass diese höhlenartige Behausung weich und angenehm mit Zeitungspapier ausgelegt wird, Katzen schlummern gerne auf Papier.

Eine große Decke wird dann so über das Häuschen drapiert, dass die Enden, wie ein Vorhang, zum Vorder- oder Hintereingang beiseitegeschoben werden können, bzw. auch verschließen.

Das Katzenhäuschen steht jedes Jahr auf dem gleichen Platz, mühelos und scheinbar übergangslos wird es alljährlich bezogen vom Haustiger. „Mag draußen die Welt ihr Unheil treiben, mein Heim soll meine Zuflucht bleiben“. Mit diesen Worten verschwindet die Katze lautlos und ist dann „immer mal weg“.

Adventszeit nähert sich

Nun nähert sich die Adventszeit Die Weihnachtsdekoration wurde vorgeholt, Lichterketten montiert, Kerzen verteilt und knusperknäuschen alles kuschelig gemacht. Friede auf Erden – zumindest hier in den eigenen vier Wänden. Dachten wir. Mitnichten.

Unsere Katze begann, für uns völlig unerklärlich, intensive Runden durch die Wohnung zu drehen. Sie mauzte, sprang aufs Sofa, auf das Bücherregal, wollte raus, gleich wieder rein, lag mitten im Raum oder vor der Treppe und in jedem Falle mitten im Weg. Wir hatten Mühe, nicht auf sie drauf zu treten. Was hat das Tier?

Katzenhaltung will gelernt sein

Nun sind wir ja keine Anfänger in Sachen Katzenhaltung, wir dachten, sie beruhigt sich schon wieder, man kommt als Mensch ohnehin schlecht hinter die Katzenbefindlichkeit. Wir glaubten, mit Ignoranz über die Runden zu kommen.

Ja, glauben ist gut, wissen ist besser. Als sie eines abends auf den Couchtisch sprang und sich dort mauzend breit machte, war uns klar, hier ist bei der Katze irgendetwas aus dem Ruder geraten. Der Tisch besteht aus Glas, den hat sie noch nie gemocht. Und noch niemals in 14 Jahren ist sie auf einen Tisch gesprungen.

Was will sie? Was hat sie nur?

Als mein Mann, der staatlich geprüfte Kerzenanzünder, eines Abends, die von ihm systematisch und mit Sachverstand verteilte Kerzendekoration entzündete und die Katze wieder begann, verrückt zu spielen, da war plötzlich alles klar: „Die merkt, dass wir Advent haben, diese Zeit ist ihre Zeit fürs Katzenhaus! Die Katze verlangt nach ihrer Höhle…“.

Jahreskalenders zum Katzenhaus umfunktioniert

Und so sah uns der späte Abend auf den Knien rutschend die Kartonverpackung des Jahreskalenders 2021 zerschneiden und sorgfältig zum Katzenhaus umfunktionieren.

Unsere Katze Kiki hatte das Weite gesucht.

Unruhe kann sie nicht leiden. Hier interessieren nur Ergebnisse.

Und tatsächlich: das Häuschen stand gerade gut, ausgepolstert und an beiden Längsseiten arretiert, Decke drüber – fertig, da kam die Lady ganz beiläufig des Weges, verzog keine Miene und verschwand in ihrem Weihnachtshaus.

Sie war: „wieder mal weg“.

Wir standen verblüfft daneben und wunderten uns über die Selbstverständlichkeit, mit der Katzen ihr Leben organisieren.

„Sie hätte wenigstens Danke sagen können“, meinte mein Mann. Ach, weit davon entfernt.

Als ich mich untertänigst auf Knien rutschend dem Häuscheneingang näherte und vorsichtig den Vorhang hob, sah ich in ein gelangweiltes Katzengesicht, in dem geschrieben stand:

„Na, endlich – hat lange gedauert, bis ihr kapiert habt.“. Ja, endlich Friede auf Erden – zumindest hier in den eigenen vier Wänden auf Rügen.