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Advent und Weihnachten in Zeiten von Corona auf Rügen

Blogger 5. Dezember 2020Dezember 9th, 2020Göhren, Inselgeschichte(n), MV, Rügen-Blog, Weisheiten

Die Adventszeit steht unmittelbar bevor

Irgendwie ist das alles nichts. Die Adventszeit steht unmittelbar bevor und ich weiß nicht, warum.

Jaja, natürlich ist es die Zeit der Erwartung, der Ankunft, die Zeit der Vorfreude auf die Geburt Christi, aber, mit Verlaub, das war vor rund 2000 Jahren….

Und jetzt? Was wiegt diese gnadenselige Weihnachtszeit gegen eine weltweite, furchterregende Pandemie?

Ratlos in der Vorweihnachtszeit

Ich merke, wie sich beim Betrachten meiner Kartons mit Advent – und Weihnachtsdekoration eine gewisse Ratlosigkeit breit macht. Etwas stimmt ganz und gar nicht.

Meine Gedanken sind regelrecht abgekoppelt von diesem flächendeckenden Ereignis des Weihnachtsfestes. Was soll der ganze Glimmer, die Kerzen – Schleifen – Hochglanzpracht, wohin mit den besten Geschenkideen angesichts des unfassbaren Elends auf der ganzen Welt?

Als würde eine Corona-Epidemie nicht reichen, komplettieren auch noch die Vogelgrippe und die Schweinepest unsere Adventszeit, stehen Wirbelstürme und verheerende Waldbrände gegen vorweihnachtlichen Frieden. Angesichts dieser katastrophalen Verdichtung an Bedrohungen hat selbst ein Donald Trump begriffen, dass er keine Chancen mehr hat. Und das will was heißen.

Mit gleicher Ratlosigkeit wende ich die adventlichen Offerten der Supermärkte hin und her, diese fast schon perverse Fülle an Lebensmittelangeboten, an Leckereien und übermäßig prächtigen Delikatessen sind völlig fehl am Platze, was soll das?

Wie kann man in kleinster, streng erlaubter Feierrunde das opulente 4-Gang-Menü, die Käseplatten und den raffinierten Nachtisch gegen das Elend der Welt wegfuttern?

Und bitte nicht vergessen – bei goldenen Kerzenschein mit der Geschenkpyramide die Eingangstür verbarrikadieren – denn der Weihnachtsmann wäre bereits einer zu viel in der vorgeschriebenen Personenzahl in der Feierrunde.

Was also soll das mit Weihnachten in diesem Jahr?

Ganz einfach. Ich glaube. Ja, ich habe es gut, ich glaube. Und mein Glaube steht felsenfest auf Gewissheit. Auf der Gewissheit, dass alle Katastrophen der Welt, Donald Trump eingeschlossen, (dann ist auch genug „getrumpelt“) nichts, absolut gar nichts an der Tatsache ändern werden: die Christenheit feiert die Geburt Jesu.

Freilich macht das ein Jeder auf seine Weise, mit seiner ureigenen Überzeugung, seinem Wissen, seiner Erfahrung mit Gott und der Kirche (und die sind übermäßig unterschiedlich), aber, er gedenkt. Trotz Corona und dem großen Rest Elend auf der Welt hat ein jeder Christ seine ganz individuellen Erfahrung mit Weihnachten gemacht. Auch jene, die meinen, keine mehr zu sein. Zu viele bedeutungsvolle Erlebnisse verbindet die Menschheit mit dem Weihnachtsfest.

Ein Licht für die Welt

Und für alle, für alle Menschen auf der Welt, ist dieses Fest das Feiern des Lichtes. Freude, Wärme, Geborgenheit, Gemütlichkeit und Trost – alles das ist unser Weihnachtslicht. Brauchen wir es nicht gerade jetzt besonders dringend?

Und nicht zuletzt sind es die unglaublichen, unbeschreiblichen Sonnenauf – und Untergänge, die unsere Insel im Altjahresmodus, in diesem einzigartigen Winterlicht regelrecht verzaubert.

Und Corona?

Und in welchem Licht erscheint uns Corona? Was mir sofort und zu allererst einfällt dazu ist die Bibelstelle aus 1.Korinther 13, 13: „Glaube – Liebe – Hoffnung“.

Warum? Weil diese drei Tugenden die wichtigsten Pfeiler sind auf unsicheren Wegen, in gefährlichen Zeiten, bei Zweifel und Verunsicherung.

Wir alle glauben fest daran, dass diese Pandemie überwunden wird. Wir alle wissen, dass wir nur in Güte, gegenseitiger Achtung und mit aufmerksamer Zuwendung durch Krisenzeiten kommen. Die Bibel nennt es Liebe.

Ich nenne es Nächstenliebe.

Und jeder, wirklich jeder trägt die Hoffnung, dass es gut werden möge. Alle stehen wir in einer mächtigen Verantwortung.

Und deshalb hole ich meinen Wunschzettel jetzt noch einmal hervor und ergänze meinen dringlichsten Wunsch für Weihnachten in Zeiten von Corona: „Glaube, liebe Hoffnung“!

Weihnachtslied von Theodor Storm

Vom Himmel in die tiefsten Klüfte
ein milder Stern hernieder lacht,
vom Tannenwalde steigen Düfte
und hauchen durch die Winterlüfte
und kerzenhelle wird die Nacht.

Mir ist das Herz so froh erschrocken,
das ist die liebe Weihnachtszeit!
Ich höre fernher Kirchenglocken
mich lieblich heimatlich verlocken
in märchenstille Herrlichkeit.

Ein frommer Zauber hält mich wieder,
anbetend, staunend muss ich stehn.
Es sinkt auf meine Augenlider
ein goldner Kindertraum hernieder,
ich fühl`s, ein Wunder ist geschehn.

Aus: Theodor Storm (1817 – 1888) „Gedichte“

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