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Wir haben eine Katze gefunden

Blogger 12. Mai 2019Januar 28th, 2024Familiengeschichte, Göhren, Katze, Rügen-Blog, Tiere

Und dann kam Kiki…

Und dann kam Kiki zu uns als Findelkind. Und zwar genauso. Eines Tages klingelte ein Trupp Kinder an unserer Tür und sie hielten eine Strickmütze in der Hand, in der es aufgeregt zappelte.

„Wir haben eine Katze gefunden“ sagten sie „und du hast doch eine, du kannst sie vielleicht nehmen!“.

Ich schaute in die bewegte Pudelmütze und sah nur buntes Fell, braun, weiß, gelb, schwarz. „Das ist keine Katze.“, war ich überzeugt, „Das ist sicher ein Meerschweinchen oder so etwas ähnliches. Da klingelt mal an den Häusern hier in der Straße, die werden das Prachtexemplar vermissen!“.

Das ist doch eine Katze, und keiner will sie

Keine halbe Stunde waren die Bengels wieder da. „Das ist doch eine Katze, und keiner will sie!“. Aber mir hielten sie diese inhaltsvolle Strickmütze hin – was sollte ich tun? Nehmen, einfach nehmen.

Als ich sie ausgewickelt auf den Küchentisch setzte, sah ich es auch: eine kleine, nicht mehr ganz winzige Babykatze, kunterbunt und wunderhübsch. Katzenfutter hatte ich reichlich – was aber würde mein alter Kater Schonga zu diesem Neuzugang sagen?

Der war natürlich gleich zur Stelle, überhaupt nicht amüsiert, beobachtete das kleine Katzenmädchen in aller Ruhe, pirschte sich dann ran und gab ihr erst mal vorsorglich eins hinter die Ohren. Und siehe da – das Findelkind schlug zurück, ohne zu fauchen, eher spielerisch. Und so nahm das Leben im Katzendoppel seinen Gang.

Körbchen mit ans Bett

Für die erste Nacht nahm ich mir das Katzenmädchen im Körbchen mit ans Bett, in Reichweite sozusagen. Der alte Kater zog verschnupft ab in seine Korbecke und signalisierte: „Nun seht mal zu, wie ihr klar kommt mit diesem Besen von Katze“.

Seine Position war eindeutig. Ich hingegen musste ständig vermitteln, unser Alter sollte sich nicht verdrängt fühlen. Und das war nicht so einfach, denn die kleine Katze entwickelte eine Kommunikation in Mischung aus Liebreiz, Anschmiegsamkeit und selbstverständlicher Daseinsberechtigung, die sie über jeden Zweifel erhob.

Und mich völlig entmachtete.

Gründlich geschehen war es um mich, als sie in der Nacht, neben meinem Bett plötzlich zu mir hoch enterte, an mir entlang schlich bis zur Nasenspitze, sich dort platzierte, beide Vorderpfötchen an mein Gesicht legte und mir unentwegt starr in die Augen sah. Ich lag regungslos, wie vom Donner gerührt und dachte nur: „Was ist das denn?“.

Von da an war ich ihre Mama und sie mein kleines Mädchen. Sie lag in meinem Schoß, schlief, beobachtete mich oder „erzählte“ mit mir. Ja, lacht nur, ich verstand jedes Wort. Und ich war fasziniert von dieser emotionalen Bindung, die mich so gefangen nahm und so harmlos begonnen hatte mit einer Kinderpudelmütze.

Unser alter Kater

Unser alter Kater Schonga hatte sich verbittert zurückgezogen, er wollte nicht mal mehr ins Haus kommen, ich trug ihn jeden Abend in die Wohnung zu seiner Korbecke. Dennoch wusste er genau: diese kleine charmante Prinzessin spielte nun die erste Geige. Wir richteten ihm einen extra Futterplatz ein und ich versorgte ihn, der auch nicht mehr gut beißen konnte, mit extra feinen Leckerbissen.

Die nahm er natürlich, ging dann aber seiner Wege.

Kiki übernahm die ganze Wohnung

Kiki hingegen übernahm die ganze Wohnung – überall war sie zu finden: in jeder geöffneten Schublade, hinter jeder offenen Schranktür, auf den Schränken, auf dem Fensterbrett, in den Betten, unter den Betten.

Einmal saß sie gar im Küchenschrank in den Töpfen. Statt sie zu erziehen, fanden wir sie einfach nur niedlich. Und das war sie wirklich, kunterbunt mit knisterndem Fell, das auf dem Rücken dicht wie glänzende Seehundhaut gewachsen war, unter dem Bauch dagegen lang und weich und weiß – seidig, wie bei einer Angorakatze.

Dazu mit einem Katzenblick ausgestattet, der Jedem das Fürchten lehrte. Nicht alleine nur dieser Tatarenblick, auch die wildgemusterte Tätowierung über Nase und Gesicht brachte sofort Respekt.

Und so mancher Besucher ging einen Schritt zurück, wenn die Katze erschien und sagte: „Nun guck doch nicht so, ich tue dir ja nichts“.

Und damals tat sie wirklich noch gar nichts , als nur außergewöhnlich niedlich zu sein.

Leider änderte sich das in der Folgezeit, als wir sie zur OP wegen der Sterilisierung brachten.

Mit diesem Eingriff wechselte die Katze ihr Wesen und wurde zur Gefahr für ahnungslose Katzenschmuser – aber dazu später!

Was denkt Ihr? Schreibt es uns!