Ein richtiges Wort zur rechten Zeit
Das ist durchaus keine Selbstverständlichkeit. Wenn es aber mal richtig passt, so ein wahres Wort, dann lohnt sich das Innehalten und Aufschreiben. Das habe ich getan.
Meine Wanderrouten in Göhren
Meine Abendtour mit Nachbars Hund führt entweder durch das Hövt oder am Südstrand entlang oder von der Steinsetzung der Nordstrandmole bis zur Seebrücke von Göhren auf Rügen.
Letztere Wanderstrecke ist eine echte Herausforderung und hat wenig mit einem gemächlichen Spülsaumwandern zu tun, mitnichten. Am Nordstrand von Göhren geht es (abseits der Touristenströme) sportlich über Steinfelder, Baumsperren, verästelte Hindernisse und über glitschige Tonadern, ständig mit wachsamen Blick zum Hochufer hinauf – man weiß nie, was da von oben kommen könnte.
Abbrüche am Hochufer von Göhren
Die Abbrüche am Hochuferhang sind gigantisch. Riesige Erdschollen haben sich samt Bäumen und Büschen gelöst, hängen teilweise auf halber Strecke zum Wasser, reißen Steinbrocken mit, bilden tiefe Rinnen oder haben Tonfelder freigelegt, die archaische Skulpturen formen. Echt abenteuerlich.
Die Baumriesen, manche 20 oder 30 Meter lang, blockieren den gesamten Strandabschnitt und liegen mit ihren Astkronen bereits im Wasser der Ostsee. Bei meinem Strandspaziergang ist Hangeln, Klettern, Steigen, akrobatisch Schlängeln angesagt – die komplette Anforderung an ein Outdoor-Vergnügen.
(Unsere Ferienwohnung „Zum alten Pfau“ am „grünen Wanderweg“ ist perfekt für Aktivurlauber)
Parcours mit Hund
Die Sache machts nicht leichter, absolviert man diesen Parcours mit Hund, mit einem Deutsch-Drahthaar. Eigensinnig, weil nicht mehr der Jüngste. Der besserwisserisch („Alte, wir sind diesen Weg schon hunderttausendmal gegangen, mir brauchst nichts mehr zu erzählen.“) seine Nase überall reinstecken muss.
Auf den man ständig ein Auge haben sollte, immer bereit zu einem scharfen Kommando ohne Widerspruch.
Und während der eine Schuh in nasser Tonerde stecken bleibt, der andere Fuß zwischen zwei Steine gerät – und ich habe keine Vorstellung, wie ich die beiden Füße wieder zusammenbringen kann – sehe ich: Der verflixte Köter hat einen Fisch gefunden, gejagt, ausgebuddelt, wie auch immer.
Ich weiß, er hat Beute gemacht, die gibt er so schnell nicht wieder her.
Auch das noch.
Meine Haare verfangen sich beim Klettern in den Ästen, ich zerre heftig und verliere dabei meine Brille, liege quer zwischen zwei mächtigen Stämmen und hoffe, dass mich niemand sieht. Verfluche die Entscheidung, am Strand entlang statt altersgerecht schlendernder Weise durch den Wald zurückgegangen zu sein, da erspähe ich ganz dicht vor meiner Nase einen Schriftzug.
Hat doch jemand – einer, der ähnlich wie ich jetzt – genau die gleiche Kletterpartie gewagt und tatsächlich Zeit gefunden, auf dem Baumhindernis eine Inschrift zu hinterlassen.
Da ich mich noch in der Waagerechte befinde, ist diese Botschaft genau vor meinen Augen. Ich lese und ich lache lauthals los: „Na auf´m Holzweg?“, ist die ungewöhnliche Situation perfekt in Worte gefasst worden.
Was für ein Witzbold, aber wo er recht hat… Mit Frohsinn geht alles leichter, noch schmunzelnd rutsche ich über alle Baumriesensperren, stehe sicheren Fußes, sehe erleichtert, dass auch der Hund seinen Fischfang dem Meer zurückgegeben hat und fühle mich irgendwie durch diese Situationskomik beschenkt.
Das Wahre im Trivialen
Beim Weiterstapfen fällt mir einer der beliebten Kalendersprüche ein, mit dem ich hier gerne meine kleine Episode beenden möchte: „Wenn du denkst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her.“.
Und ob. Nie wieder werde ich über Kalendersprüche lästern, denn: Das Wahre im Trivialen offenbart sich meist erst in Lebensnotlagen.
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