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Bornholm-Urlaub: Einfach mal wieder weg

Blogger 12. Juli 2022Juli 13th, 2022Dänemark, Inselgeschichte(n), Reiseberichte, Rügen-Blog, Streifzüge

Ik bün een Inselhüpper

Und – nein, das hat nichts mit der jetzt üblichen Methode zu tun, Urlaub zu machen, mit dem sogenannten Inselhopping, nein, hier ist meine ganz individuelle Sicht auf das Reiseerlebnis „Insel“ gemeint. Ich mag Inseln, sie interessieren mich, sie passen zu mir, deshalb schrieb ich die Überschrift auch in Plattdeutsch.

Und am liebsten kleine Inseln, übersichtliche, die, welche an einem Tag von einem Ende zum anderen erkundet werden können. Solche, wie Bornholm.

Trauminsel Bornholm

Man kommt absolut entspannt und schnell dorthin, zumindest von der Insel Rügen. Sie liegt ja gleich gegenüber und die gut 3 Stunden Überfahrt sind das reine Vergnügen, Käffchen an Bord, Beine hoch, Blick frei über das Meer.

Empfohlene Reisezeit: Mai bis Anfang Juni, danach beginnt eine andere Zeitrechnung, die Touristen kommen. Und dann ist es auch auf Bornholm nicht anders, als auf allen anderen Inseln der Welt.

Entschleunigung pur

Über Bornholm ist bereits reichlich geschrieben und berichtet worden. Ich möchte diesem riesengroßen Angebot an Katalogen nichts mehr hinzufügen, aber, ich werde versuchen, unsere Wander- und Besichtigungsetappen so zu beschreiben, dass ein dichter Eindruck von einer Woche Urlaub auf Bornholm lesbar wird.

Wir waren ausdrücklich dankbar, einen kleinen, kostenlosen, aber perfekt gestalteten Reiseführer an Bord einsammeln zu können. So konnten wir uns schon während der Überfahrt die interessantesten Wanderziele aussuchen und unsere Urlaubstage auf Bornholm gut organisieren.

Wohnen in Gudhjem auf Bornholm

Nur eine kleine Strecke, mit einer sehr guten und geraden Straße, trennt die Hafenstadt Rönne von dem pittoresken Fischerort Gudhjem an der nördlichen Ostküste der Insel Bornholm. Es hat eine wunderschöne Lage, hoch auf den Felsen, und eine alte Mühle.

Dort war unsere Ferienwohnung. Klein, unauffällig, null Luxus, aber alles vorhanden, was man für einen Inselurlaub braucht. Schlafen im Alkoven – so, wie die Fischer früher halt. Die Mühle ist jetzt eine Gaststätte – im Mai noch geschlossen – aber wunderschön anzusehen, besonders bei Nacht.

Apropos „noch geschlossen“: Viele Gaststätten auf Bornholm haben im Mai noch zu. Auch die Boutiquen präsentieren verhältnismäßig lustlos ihre Kollektion vom vorigen Jahr. Überhaupt machte sich bei uns, zu dieser Reisezeit im Mai, zunehmend der Eindruck breit, dass die Bornholmer in einer eigenen Zeitschleife leben. Die Straßen ungewöhnlich leer, wenig Menschen unterwegs, Handwerk und Beruf auf Sparflamme und eins ist klar, Donnerstag ab Mittag beginnt das Wochenende.

Uns hat es gefreut, wir brauchen keinen Luxus, wir hatten die Natur und wundersame Ruhe und ich – gerügt vom Ehemann ob meiner Neugierde – ungehinderte Blicke durch die gardinenfreien Fenster in kuschlige, gemütliche Wohn- oder Ferienhäuser, alles sehr „hyggelig“ halt… Was hat mir das gefallen! Fast hätte ich übersiedeln mögen. Aber, die vielen Leerstände an alten, aber auch tipptopp neuen Häusern, die vielen Schilder „Zu verkaufen“ gaben uns zu bedenken. Kein einfaches Überleben dort, mitnichten.

Der raue Norden – Ostseite

Da wir von der Ostsee kommen, den Strand vor der Tür haben und ihn zur Genüge kennen, zog es uns zuerst in den rauen Norden, dorthin, wo 20 Meter hohe, steile Felswände ein bizarres Küstenrelief bilden.

Mit dem Auto bis zum Parkplatz am Kunstmuseum Bornholm und dann per pedes als Kletterpartie über Felsen und Absprünge auf eigene Faust und eigene Gefahr (in Deutschland wäre das unmöglich gewesen) zu den „Helligdomsklipperne“. Spannende Sache, nur mit Mut und gutem Schuhwerk anzugehen.

Altstadt Rönne auf Bornholm

Zur Abwechslung suchten wir mal keine Felsenformationen, sondern Wohn- und Lebensflair in der kleinen zauberhaften Inselhauptstadt Rönne. Bestens vorbereitet durch den Reiseführer von der Fähre, der uns einen kompletten Altstadt-Rundgang aufzeigte – prima – ab geht’s!

Auf diese Weise auch nicht an Erichsens Gard vorbeigelaufen, eine botanische Idylle mitten in der Stadt, für Gartenliebhaber, Freunde alter Pflanzen und Blumen ein Muss. Und so auch aufmerksam gemacht worden auf das kleinste Haus Dänemarks. Ganz meins, mir würde es reichen.

Der raue Norden – Westseite

Ähnlich aufregend, aber wunderschön ist der Küstenwanderweg von Hasle über Helligpeder bis zu Jons Kapel, wirklich atemberaubende Ausblicke, und überall – alleine! Ausdauer mit einpacken, der Weg zieht sich.

Hasle übrigens kannten wir von früheren Besuchen und waren leicht geschockt: dort hat sich eine völlig neue Hafensituation entwickelt mit Erholungs- und Freizeitgebieten, Campingplatz, Bootshäusern. Die alte, urige Räucherei war kaum wieder zu erkennen. Hier droht hoffentlich nicht auch ein Ausverkauf der Insel.

Wanderpfad am alten Rettungsweg

In Aarsdal ist eine der noch funktionstüchtigen Mühlen, eine Holländermühle von 1877 und immer noch in Familienbesitz, auf Bornholm zu besichtigen. Unbedingt rein in dieses alte Bauwerk, die Treppen hoch, etagenweise bis zur letzten Leiter, man ist nur am Staunen! Da klappert und rappelt es, da bewegen sich riesige Mahlsteine und Holzachsen. Wo kann man dies noch so unverwechselbar lebensecht erleben? Und gleich daneben eine Kunst-Werkstatt der Steinschleifer, ebenso eine verblüffende Entdeckung.

Von dort beginnt eine besonders schöne Strecke am alten Rettungsweg entlang, der ursprünglich um die gesamte Insel führte. Sehr schön zu bewandern mit alten Steinsetzungen am Wegesrand, Zeugen vergangener kriegerischer Auseinandersetzungen.

Stadt Svaneke auf Bornholm

Wir wanderten bis Svaneke, die angeblich schönste Küstenstadt in Dänemark – und ja – dies ist nur zu bestätigen: der historische Charakter dieses Städtchens ist perfekt erhalten geblieben, zauberhafte Häuschen, restaurierte Plätze und Straßen und ein kleines Kulturzentrum, in dem wir die alten Kaufmannshöfe bewundern konnten und feinen Kräuterhering an langen Holztischen probierten.

Hammershus

Diese Burg ist eine Extratour wert. Die faszinierende Geschichte ist ein blutiger Weg um grausame Kämpfe, Kriege, Gefangene seit ihrer Entstehung im 13. Jahrhundert.

Die gewaltigen hohen und dicken Wände stehen als Zeugen für jahrhundertealtes Leben, Wohnen, Regieren in diesen Mauern.

Einfach nur mal ganz still hineingehen, stehen bleiben, schauen… und lesen, denn Vieles wird für den Besucher anschaulich erklärt. Mich haben die Pflastersteine beeindruckt – rund, wie „Katzenköpfe“, blank poliert durch intensive Nutzung, wenn die erzählen könnten.

Südbornholm – Pudersand, einsame Fischerhütten und Outlet-Klamotten

Den feinsten Quarzsand, wie Puder so leicht, dass er sogar für Sanduhren verwendet wurde, den findet man im Süden bei Dueodde.

Lange, einsame Strände, weite Buchten, Urlaub am Meer. Und eine versteckte Fischerhütte, die sich hinter den Dünen duckte, versteckt vor den Touristenmassen, die hier einfallen, wenn die Saison auf Bornholm beginnt.

Hier sieht man nicht nur Ferienhäuser en masse, sondern auch Prachtvillen als Ausdruck von Wohlstand. Und natürlich Edelboutiquen. Und ein gesamtes Dorf nur als Outlet-Zentrum für Menschen, die zu wenig übrig haben für die Natur und zu viel Geld im Portemonnaie.

Natürlich war auch ich gucken, hätte mir aber fast, angesichts der Preise für hässliche Mode, die Freude an Bornholm verdorben.

Ganz sicher gäbe es noch viel zu berichten und ganz sicher habe ich Wichtiges vergessen, aber das muss jetzt noch dringend geschrieben werden:

Rundkirchen auf Bornholm

Besucht die letzten Rundkirchen auf Bornholm – unbedingt. Sie sind wundervoll, einfach und schön, eine Rarität als Kirchenbau und ein Zeuge dieser Inselgeschichte. Denn die meterdicken Mauern, von außen gestützt durch massige Pfeiler, lassen den Betrachter ganz kleinlaut werden, was für eine Macht, was für eine Baukunst.

Osterlars-Rundkirche

Die Osterlars-Rundkirche bei Gudhjem ist die größte und älteste Rundkirche auf Bornholm, ihre Mauern sind mehr als 2 Meter stark, erreichtet als Wehrkirche im 12.Jahrhundert. Ich habe mich unter die äußeren Stützpfeiler gestellt, ich wollte mal kurz dazu gehören, mich anlehnen und spüren, aber diese Majestät hat mir sofort gezeigt, wer hier der Solitär ist – na bitte. Auf leisen Sohlen davon.

Nylars-Rundkirche

Die Nylars Rundkirche liegt im Südwesten Bornholms. Sie ist etwa gleich alt, gilt aber als die am besten Erhaltene. Ihre Kalkmalereien an den Wänden, besonders aber an der starken Mittelsäule sind berühmt und beeindrucken durch lebendige Darstellung und durch Farben, denen man das Alter nicht ansehen kann.

Ausgezeichnet gepflegt und restauriert sind diese Rundkirchen von außen ein imposantes Beispiel von Wehrhaftigkeit, im Inneren der Inbegriff von Schutz, Zuwendung, Gemeinschaft. Setzt euch in die alten Bänke, auf die Stühle mit den geflochtenen Sitzen, merkt ihr, wie Geschichte lebt?

Abschied nehmen am Bokul-Ausblick

Ich kann nicht anders.

Ich bin ein Inselmensch.

Niemals und nirgends werde ich mehr zu Hause sein als auf einer Insel.

Und natürlich nicht nur auf Dieser.

Die Entdeckerfreude bleibt.

Mitmachen, bitte.

Und am Ende unserer kleinen, entspannten und interessanten Auszeit auf Bornholm nehmen wir Abschied am berühmten Aussichtspunkt hoch über Gudhjem, mit der Weite über das Land und das Meer, am „Bokul-Ausblick“.