Früher Herbsttag auf Rügen
Wir hatten Anfang September einen frühen Herbsttag auf Rügen, wie aus dem Bilderbuch. Das hat zwei Gründe.
1. Hat unsere Mutter Anfang September Geburtstag, und da dieser Termin, als innerfamiliärer Volksfeiertag in voller Besetzung und im Großaufgebot begangen wurde, war immer, immer schönes Wetter. Vielleicht hatte sie einen heimlichen Pakt mit dem Wettergott abgeschlossen, der uns allen ermöglichte, nicht nur den Pflaumenkuchen im Garten, sondern auch das anschließende Ostseebaden bei bestem Sonnenschein zu genießen.
2. Außerdem beginnt Anfang September der Herbst. Jedenfalls meteorologisch (auch klimatologisch) definiert, denn er fällt immer auf den ersten Tag des Monats, in dem die Tagundnachtgleiche liegt, und das ist in jedem Jahr im September. Kalendarisch allerdings beginnt der Herbst 2021 erst zum Monatsende, am 22. September. Der Sommer bekommt eine Gnadenfrist. Und da er gewaltig ist und Charakter hat, pocht er auf seine einzig rechtmäßige Stärke, die Sonnenwärme. Die zeigt er, bevor ihn der Herbst ablöst, in überwältigender Kraft.
Sonnentag am Göhrener Südstrand
So gesehen und zu erleben an einem wunderbaren Sonnentag Anfang September am Göhrener Südstrand. Da lag sie, die weite, fast menschenleere Strandbucht, feinster Sand und klares Wasser. Hier und da, hin gelagert, sonnenvergnügte Strandwanderer an den Dünen.
Ich auch. Habe mein Fahrrad im Küstenbusch – Wald versteckt, Reisehandtuch geschultert und bin auf dem Weg zum Wasser. Da überholt mich straffen Schrittes ein bereits etwas älteres Ehepaar.
Er: „ Früher wärst du bei diesem Wetter längst in der Ostsee gewesen.“.
Sie: „Ja, früher. Jetzt ist mir das Wasser zu kalt und die Aktion zu spektakulär, ich wäre ja wohl die Einzige, die hier noch baden geht!“.
Er: „Aber ich könnte ein Foto machen und denk mal, was die Nachbarn sagen, wenn sie dieses herrliche Strandbild von der Ostsee bekommen, die sitzen jetzt auf dem Balkon und begucken sich die Straßenbahnhaltestelle gegenüber.“.
Ganz (nackt) ist die Frau
Er hatte noch nicht zu Ende gesprochen, da hatte die Dame flugs ihren Pullover über den Kopf gezogen, die Hosen runter, stand spitterfasernackt am Spülsaum und schritt forsch dem Ostseehorizont entgegen. Ihr Mann hatte eilig zu tun, den Fotografen zu besetzen.
Dreimal untergetaucht und schon war die Badende wieder an Land. Die Nacktheit, die ihr anfangs suspekt, vergessend, wollte sie sofort die Fotos begutachten und brach in ein lautes Gezeter aus: „Nein – das kann ja wohl nicht wahr sein, doch kein Foto von vorne, das kann man doch nicht weiterschicken, wie sehe ich aus, Mann, was denkst du dir denn?“.
Kurz – das Ganze noch mal. Jetzt war das Wasser nicht mehr zu kalt, eventuelle Zuschauer nebensächlich, jetzt musste dieses unsägliche Foto korrigiert werden.
Also, rein in die Ostsee, und während die Dame armwedelnd durch das Wasser pflügte und ihrem Mann die Rückseite präsentierte, rief sie so laut, dass nun wirklich auch der letzte Strandgänger aufmerksam wurde: „Jetzt noch nicht, noch nicht, warte, bis ich untertauche und dann … Jetzt! jäääätzt!“. Der Mann am Ufer stand folgsam stramm und fotografierte.
Rein optisch betrachtet erfolgte diese Badeaktion bei 26 und nicht bei 16 Grad Wassertemperatur, was beweist, dass selbst die FKK-Kultur oftmals reine Kopfsache sein kann.
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