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Insel Pellworm: Silvester-Urlaub in Schleswig-Holstein

Blogger 3. Februar 2024Reiseberichte, Inselgeschichte(n)

Wo man Tamme, Eike oder Momme heißt

Zum Jahreswechsel werde ich immer missmutig. Ich bin ein Silvestermuffel und ich mache kein Geheimnis aus dieser tiefsitzenden Ablehnung. Ein schauerlicher Tag.

Ich kann ihn einfach nicht leiden. Am liebsten würde ich ihn umwidmen in einen Tag der Stille, der Rück­besinnung, in einen Tag für das innere Selbst. Ich hätte auch schon längst einen entsprechenden Antrag gestellt, wüsste ich nicht zu genau, dass die über­geordneten Ent­scheidungs­träger sich schlapp lachen über ein derartiges Ansinnen. Schließlich ist zum Jahres­wechsel in unserem Badeort – dem Ostsee­bad Göhren auf Rügen – Hochsaison, das Geschäft mit dem Tourismus und der damit verbundenen, verdammten, dämlichen Böllerei zeigt Spitzen­werte.

Da wäre mein Antrag nur ein Beitrag zur allge­meinen Erheiterung. Kurz, ich versuche, diesem Tag in Ignoranz und Abwesenheit zu begegnen.

Urlaub über Silvester: Ab ins Watt

Urlaub über Silvester. Das war fast 17 Jahre nicht möglich. Ich hatte eine sehr sensible Katze, die bei den kriegsähnlichen Zuständen vor der Tür fast den Verstand verlor und die ich nur durch sehr intensive Zuwendung vor unheilbaren Traumata beschützen konnte.

Dieser Samariterdienst entfiel in diesem Jahr, keine Katze mehr da (Blogbeitrag: Nachruf für Kiki). Und so beschlossen wir, recht weit weg und recht ruhig und abgeschieden durch den Jahreswechsel zu kommen.

Wo Rohrdächer und Reet im ländlicher Dorfverband stehen, darf nicht geböllert werden, das weiß ich, und wo ich dann gerne mal sein möchte, wusste ich auch: auf einer kleinen Nordsee-Insel!

Wir fahren nach Pellworm

„Das hört sich so kuschelig nach –Perwoll – an.“, meinte mein Mann: „Außerdem hat diese Insel weniger Einwohner als unser Ort, da wird es ja denn ruhig genug sein.“.

Kleine, gemütliche Ferienwohnung am Alten Hafen gebucht, die Fähre von Nord­strand rüber zur Insel Pellworm auch gleich mit, Regen­jacke, Woll­socken und Watt­puschen (Gummi­stiefel) eingepackt und ab ging die Fuhre.

Mit Halt in Husum zum Kaffeetrinken und Beinevertreten waren wir nach gut 6 Stunden an der Fähre Nord­strand, kaum Warte­zeit, Auto verholt, kleine Kombüsen-Ver­sorgung an Bord, knapp 45 Minuten Fahr­zeit, rundum die Nordsee.

Essen fassen

Angekommen am Tiefwasseranleger ging es noch ca. 700 m Molendeich entlang und ich behielt aufmerksam die Fahrbahn im Auge, denn: Dies hier war einfach nur eine schmale Straße bis zur Insel, auch hier – rundum die Nordsee. Ging aber alles bestens, blieb sogar noch Zeit, den inseleigenen Konsum aufzusuchen, der sich als perfekt ausgestatteter Supermarkt präsentierte und uns mit allem versorgte, was die treue Hausfrau nicht schon vorsorglich im Auto verstaut hatte.

Schöne Ferienwohnung als Unterkunft

Die Ferienwohnung war schnell gefunden und sehr erleichtert registriert: Kuschelig warm, sauber, gemütlich und absolut mit allem, was man braucht für einen kleinen Urlaub, ausgestattet. Und rundherum totale Ruhe… Von wegen!

Denn, in regelmäßigen Abständen zogen Wildgänse (oder war es Enten?) ihre Flugrunden über die Insel. Ihr Rufen begleitete uns von morgens bis zum Dunkelwerden. Und selbst­ver­ständlich haben wir sie als Insel­zubehör herzlich gerne begrüßt, nein – das war wirklich keine Ruhe­störung. Diese unglaubliche Vielfalt an Feder­vieh gehört zum Inselgesicht, hier leben sie fast wie Haus­tiere dicht an den Hausstellen.

Später, beim Inselrundgang, sind sie uns immer wieder begegnet, sie sitzen überall auf den Wiesen, brüten an den Gräben, den Teichen, an allen Wasserflächen und sind den Wanderer gewöhnt, wie den Nordseewind.

Erster Rundgang

Kein Regen, kein Sturm, sogar ab und an ein wenig Sonne – bestes Mützenwetter (würde der „alte Pfau“ sagen, nachdem auch unsere Ferien­wohnung benannt ist). Wir sofort los, an den alten Hafen. Auch hier, wenig Fischer­boote, Winterruhe, das alte Hotel in Total­renovierung, aber dafür weite Sicht über den Deich, über die ganze Insel, man schaut ja echt von einem Küsten­punkt zum anderen, völlig flaches Land.

So machten wir eine große Runde an den einzelnen Hausstellen vorbei – jede im Mindestabstand von einigen hundert Metern – nur nicht so nahe aneinander heran, bis wir wieder im Ortsteil Tammensiel landeten, ein herrliches Cafe mit Bäckerei fanden und die sogenannte „Einkaufsmeile“ mit Bücherladen, Andenken, Schmuck und Sportausstatter. Was uns wenig interessierte, uns aber zur alten Wohnanlage, dem historisch gewachsenen Ortskern führte.

Freizeitbeschäftigung auf Pellworm im Winter?

Wir hatten Rotwein und reichlich Lese­stoff gebunkert, denn eins war klar, wer Ruhe sucht, findet keinen Ver­anstaltungs­kalender.

Und Wandern, das begriffen wir auch recht schnell, geht auf dieser Insel auch nur ein­ge­schränkt. Wenn doch, dann ausschließlich auf der Straße oder auf den Deichen, umgeben von nassen Wiesen oder eben dem Watt. Bei ange­messenem Wetter wäre sicherlich eine Rad­tour zu empfehlen – im Winter eher nicht. Was tun?

Nun, das was wir immer machen in fremden Regionen, wir beehren die Touristeninformation und sammeln ein: Karten, Broschüren, Hinweise und staunten dort nicht schlecht.

Kultur, Natur und besondere Menschen

Nichts los auf Pellworm? Weit gefehlt. In der Ferienwohnung lag eine kleine Veranstaltungs­broschüre, inkl. Öffnungs­zeiten der verfügbaren Gast­stätten und Cafés (nur zu empfehlen für den regionalen Tourismus auf unserer Insel) und so erfuhren wir, dass es an der Hooger Fähre nicht nur beheizte Außen­plätze gibt, sondern auch ein winziges Warft-Café, was wir sonst nie ent­deckt hätten. Nichts wie hin, quer­feld­ein durch pitsch­nasse Salz­wiesen standen wir dann vor einem dieser typischen Einsiedler-Höfe und im gemütlichen Wohn­zimmer dieses alten Hauses.

Selbstgebackener Kuchen, viel Krimskrams, bisschen Kunst, Hunde unterm Tisch und regennasses Publikum. Und alles immer und überall per „Du“. Absolut freundliche Menschen dort, mit ihren seltsamen Familien- und Ortsnamen.

Von „Bupheverkoog“ zu „Wobbenbüll“ trifft man auf die Knudsen, die Hansen und Petersen, mit Vornamen wie Thelse, Eike oder Tamme. Der absolute Knüller war für mich: „Momme Nommse“ und das war völlig ernst gemeint.

Deichwanderung zum Leuchtturm

Eine Deichwanderung zum Leucht­turm ist Pflicht. Ab Frühjahr hat auch das Restaurant dort geöffnet. Zum Jahres­wechsel trafen sich auf dem Weg zum Leucht­turm durch nordsee­typische Insel­landschaft nur sämtliche Enten­vögel, Gänse und – vereinzelt – weiße Reiher. Der Deich­weg wird förmlich bekränzt durch haufen­weise Federvieh, Ornithologen erleben hier ein Paradies.

Wir bestaunten eher dieses alte Seezeichen von 1907, der auch für private Festivitäten geöffnet wird – auf Voranmeldung, versteht sich – und die endlosen Deichstraßen. Interessant war für uns der Deichbau, die Verflechtung der Pfähle, die Verdichtung durch Gesträuch und Kleinholz, die sog. Lahnungen und die Ausschilderung vom „Badestrand“.

Badestrand von Pellworm

Ich habe kein Foto gemacht, es erschien mir zu unglaubwürdig, um es öffentlich zu machen – diese wohnzimmergroße Nische zwischen Steinpackung und Modder ist der Badestrand?! Ob ich denen hier mal erkläre, was ein Badestrand ist oder ducke ich mich demütig weg? Dankesgebet an meine Ostseeküste (samt FKK-Strand) und Klappe gehalten.

Die zwei Kirchen auf Pellworm

Ziemlich mittig der Insel befindet sich die Neue Kirche, gut per pedes zu erreichen. sie ist verhältnis­mäßig jung, aus dem 17.Jahrhundert und man kann so einige Kirchen­schätze aus unterge­gangenen Kirch­spielen bestaunen, die hier gesammelt und gepflegt werden. Außerdem über­raschte uns das Kultur­angebot: ein Chor­konzert zum Altjahres­abend, was außer­ordentlich professionell aus­ge­tragen wurde.

Neben der Qualität dieser Sänger­truppe ver­blüffte uns die Sänger­anzahl – da vorne standen mindestens 25 Personen – wo nehmen sie hier die vielen Leute her?

Auf dem Weg (der Straße) zur Neuen Kirche machten wir Halt an einer Deichbesiedlung, die so typisch war für die alte Wohnweise hoch oben auf dem Deich: Schön in Reihe und mit Bäumen und Bank vor der Tür bebaut, zeigte, dass sie wie ein Bilderbuch für Pellworm anmutete. Da musste ich fix hin, bisschen um die Ecken gucken, durch die Fenster spähen, dem be­sonderen Flair begegnen. Und dabei hatte ich dann auch die Begegnung mit der „Zuflucht“, eine alter­native Wohn­ge­mein­schaft, die mit Schicki­micki nichts am Hut hatte. Nein, bei der „Zuflucht“ lag eher die Sorge um das tägliche Brot auf dem Fenster­brett und nicht das Geld auf der Straße. Mein neugieriges Geglotze ertrugen die Bewohner mit Geduld. Alternativ leben hat halt auch etwas mit Toleranz­bereit­schaft zu tun.

Kirche St. Salvator

Zur Alten Kirche, von überall sofort auszumachen durch den dicken separaten Turm ohne Spitze, im Westen der Insel, sollte man mit Rad oder Pkw fahren – zumindest im Winterhalbjahr. Im Sommer ist es sicher ein prima Wanderziel, obwohl ich mir das Wandern auf Pellworm nur bedingt wünschen würde: Man wandert entweder auf dem Deich oder entlang der Straßen. Letzteres teilt man dann mit den Fahrrädern und den Autos.

Nee, Sommersaison auf Pellworm – lieber nicht.

Zurück zur Alten Kirche St. Salvator. Ihr Turm stammt aus dem 11. Jh. – die Datierung der Grund­risse des alten Kirchen­baus schließen un­mittel­bar an. Eine ge­schichts­trächtige Ecke auf der Insel, mir wurde ein wenig mulmig in der dunkeln Kirche, hier muss sich aller­hand ab­ge­spielt haben. Apropos Spielen: Mit etwas Glück kann man hier die einzig­artige und berühmte Arp-Schnitger-Orgel spielen hören. Und wir hatten Glück! Zum Neu­jahrs­nachmittag gab es ein Orgel­konzert vom Feinsten: Orgel­klänge, Jahr­hunderte alt, klar, sauber, kraftvoll und so lebendig, dass wir völlig begeistert 2 CDs erstanden und diese Musik mit nach Hause nahmen.

Elfenland und Rungholt-Museum

Zwei völlig verschiedene Frei­zeit­er­lebnisse, aber Tür an Tür erlebt und absolut wie aus der Zeit ge­fallen. Das „Elfen­land“ lockte im ört­lichen Kultur­kalender mit „Meditation und Bräuchen in den Rauh­nächten“. Habe ich mir sofort rot ange­strichen und mich heimlich ge­wundert, dass mein Mann keinerlei Einwände erhob. „Hat er vermutlich unter Ulk einge­ordnet oder er­wartet unter Elfen­land eine Horde blut­junger Mädels“, dachte ich und so machten wir uns beide zur Abend­stunde auf den Weg.

Zur finsteren Stunde die Straßen und ihre Kurven auf Pell­worm zu be­wältigen, ver­mittelt sofort das Gefühl einer Deich­wanderung, auch hier: Rundum nur nasse Wiesen.

Aber, gut gefunden am anderen Ende der Insel, eine einsame Siedlungs­stelle, ein typisches Bauern­gehöft. Im Flur erwartete uns der Ehe­mann vom „Elfen­land“, ein stattliches Bild von Tamme oder Eike, der uns die Treppe hoch wies mit den Worten: „Hoch da, ich habe mit dem allen da oben nichts zu tun.“.

Letzte Chance für meinen Mann aus­zu­steigen und mit Tamme oder Eike den Kräuter­schnaps zu suchen. Nein, brav die Schuhe aus­ge­zogen und Treppe hoch. Oben er­wartete uns das übliche Schummer­licht, Räucher­stäbchen­duft, bunte Sitz­kissen und Klang­schalen, die Ober­elfin und neun weitere Opferbereite.

Also Plätzchen gesucht und ge­lauscht: Den Aus­führungen zu Volks­brauch und Glauben, den Ent­spannungs­übungen und Meditationen, alles ohne Klimbim oder über­zogenem, psychodelischem Gehabe, die Ober­elfin verstand etwas von ihrem Hand­werk. Wir haben an­dächtig zuge­hört und uns ausge­ruht. Zum Schluss – das muss ich jetzt mal be­merken – sollte ein Jeder seine Befind­lich­keit für 2024 auf einen Zettel schreiben, der sich im Wasser­bad an­schließend auf­löste und dazu eine Karte ziehen, was die Meisten nicht taten.

Ich aber schon und siehe da, ich fand auf der (zufällig) aus­ge­wählten Karte einen Text, der auf mein persönliches Anliegen 2024 passte, als wäre es füreinander ausge­sucht, beides ein Ganzes.

Da war ich denn doch kurz­zeitig ver­blüfft. Bleibt in meinem Gedächtnis und auf meiner to-do-Liste 2024.

Das Inselmuseum – eine endliche Geschichte

Unmittelbar neben dem „Elfenland“, soviel ließ sich im Finsteren erkennen, nur durch eine Einfahrt – die sich später zum „Flohmarkt“ entpuppte – getrennt, steht das Rungholt-Museum.

Rungholt ist eine 1362 versunkende Siedlung zwischen Nordstrand und Pellworm, sie wird auch das „Atlantis des Nordens“ genannt und ist bis heute ein Mysterium.

Seit 1921 sind Fundorte durch Heimat­forscher belegt, die auf Spuren dieser legendären Siedlung hinweisen. Der gebürtige Pell­wormer Hellmut Bahnsen und seine Frau Rita sammeln seit vielen Jahr­zehnten am Strand von Pellworm und im um­liegenden Watt das ein, was die See wieder hergibt: Scherben, Klingen, Steinzeug, Porzellan, Metall­teile, Knochen­fragmente, eine un­glaubliche Menge an mit Leiden­schaft einge­sammelter Stücke, dazu tausende von Fotos und Zeichnungen, machen dieses übervolle Privat­museum aus.

Herr Bahnsen beeindruckt die Besucher mit vielen interessanten und noch unbe­kannten Geschichten über die versunkene Siedlung Rung­holt. Er hat – als altge­dienter Fischer – ein Fass voller Kenntnisse über Land und Meer. Und dies ist bodenlos.

Wagt man, ihn zu fragen, wird sofort ein Erlebnis nach dem anderen hervorgeholt, egal, ob alles richtig ist oder ob das Eine durch ein wenig Dramatik zum anderen wird.

Richtig ist, dass dort maximal verdichtetes Wissen gelagert wird, was kein wissen­schaft­liches Institut, keinen anderen Heimat­forscher, kein anderes Museum und erst recht nicht die Insel­politiker oder Touristen­manager inter­essiert. Da dümpelt eine einzig­artige Sammlung zur Insel­geschichte vor sich hin und wird letzt­endlich am einge­sparten Kultur­fond und am Des­interesse verhungern. Schäm dich, Pellworm.

Somit ging unser kleiner Jahresend­urlaub mit gemischten Gefühlen zu Ende.

Silvester ganz anders in Schleswig-Holstein

Am Silvesterabend rundherum eine Stille, wie ich sie mir perfekter nicht hätte träumen lassen. Und so schulterten wir unsere vier Wunder­kerzen und machten uns kurz vor Mitter­nacht auf, Richtung Hafen. Von dort, so ver­muteten wir, könnte man das ferne Feuer­werk auf dem Fest­land erspähen.

Pünktlich, bei Betreten des Fuß­weges, wurde die Straßen­beleuchtung ausge­schaltet. Wir standen schlag­artig im Stock­finsteren und ich hatte Bedenken, unsere Ferien­wohnung nicht wieder zu finden, was sich aller­dings als grundlose Sorge erwies.

Denn, als wir uns kurz nach Mitter­nacht wieder zurück­tasteten in unsere Wohn­gegend, war die Haupt­straße plötzlich voller Menschen.

Die Mutter-Kind-Klinik, warum auch immer, hatte ihre volle Belegung, also sämtliche Erwachsene mit ihren Kindern, gleich, ob sie schon laufen konnten oder noch getragen werden mussten, auf die Straße entlassen.

Alle Richtung Hafen, alle unter­wegs in der Hoffnung, ein Feuer­werk er­spähen zu können.

Wir drückten uns an den Straßenrand, ließen diesen Aufmarsch vorüber ziehen und ich traute meinen Augen nicht: Reichlich Kinderwagen dabei, die Mütter hatten keine Mühe gescheut und auch ihre Kleinstkinder aus dem Schlaf gezerrt. So also beginnt ein Silvester-Trauma.

„Andere Insel, andere Sitten!“, sagte mein Mann und ich begriff, nur, wer im Babyalter um Mitternacht zum Hafenfeuerwerk geweckt werden darf, hat die nötige Stärke, um ein Leben lang die Namen Tamme, Eike oder Momme zu tragen.

Nicht nur Inselidylle

Mach´s gut, kleine Pfannkuchen-Insel Pellworm. Du hast uns in kürzester Zeit eine bemerkens­werte Viel­falt Deiner Möglich­keiten ge­zeigt und doch wurde deutlich, dass auf dieser Insel die gleichen Zukunfts­probleme aktuell sind, wie auf unser Heimat­insel: Völlig über­alterte Bevölkerung, keine Arbeit für junge Menschen, denen zudem die hohen Preisen für Haus, Grund­stück und Ackerland das Bleiben unmöglich machen.

Die Situation ist brenzlig, von einem Ein­heimischen erfuhren wir, dass er zwar Haus und Hof ge­erbt hätte, sich aber finanziell nicht mehr im­stande sieht, seinen Besitz zu be­wirt­schaften, das Haus zu sanieren. An eine dringend not­wendige Modernisierung sei gar nicht zu denken. Was ihm bleibt, ist der Weg zum Fest­land. Und was bleibt für die Insel?

So betrachtet schließt sich ein Kreis. Denn, wenn das Leben auf dieser Insel zu teuer geworden ist und die Bevölkerung aus­stirbt, dann, ja dann hat unser Museums­onkel Hellmut Bahnsen alle guten Gründe, seine jahr­zehnte­alte Sammlung wieder der Nord­see zu über­geben. Und die sagen­hafte Siedlung Rung­holdt gehört dort­hin, wo sie schon immer war: in ein Land, vor unserer Zeit.