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Schloss Marihn bei Penzlin

Blogger 26. Januar 2018Juli 12th, 2018MV, Reiseberichte, Rügen-Blog

Besuch auf dem Anwesen „Schloss Marihn“ bei Penzlin

Das Schloss Marihn bei Penzlin lag hinter einer hohen Buchenhecke. Eigentlich konnte der Anreisende nur die Zinnen der dicken Türme rechts und links des massiven Baues erkennen, diese Türme aber guckten aufmerksam in die Wiesen-Ackerlandschaft der Mecklenburger Schweiz und hatten deutlich Ohren, denn in Hörweite saß, wie eine dicke Glucke, die Dorfkirche aus Feldstein.

Begegnung mit einer Schlossherrin

Eine Freitreppe, große, mit weißen Hornveilchen bepflanzte Steinschalen und Buchsbaumrondelle begrüßten den Besucher, „Mein Gott, wie kitschig“ dachte ich, „fehlt nur noch….“, richtig, die Schlossherrin, in Wildleder und von zwei großen Hunden flankiert, erschien neben der Säuleneingangshalle. Während im Plauderton die Grundverhaltensregeln auf dem Schlossgelände an den (Ehe-)Mann gegeben wurden, nahm ich Blickkontakt auf zu dem Hundegespann.

„Was war mit den Tieren los?“. „Alt, klapperig und sehr krank“, sagte die Schlossfrau, aber: „Wir halten sie mit Medizin noch fit! Gehen Sie besser nicht so dicht an den Rüden heran, er mag keine Berührung“. Kaum zu Ende gesprochen, erhebt sich das große braune Tier und wackelt auf mich zu, legt sich vor meine Füße und guckt mich an, seltsam guckt es, mir wird es mulmig unter der Jacke, was meint er nur, der alte Kerl?? Ohne zu überlegen, lege ich meine Hände auf, im Energiestrom vom Kopf zum Rücken, der alte Hund hält still, dreht wieder den Kopf und guckt, ja, wie denn nur?

Dann steht er auf und geht davon.

Wohnen mit Stil am Rande des Müritz Nationalparks

Das Schlossgemach wird bezogen, die Koffer verteilt, die Hauslatschen unter das antike Baldachin-Bett geschoben, ein weiter Blick geht über die größte „Deutsche Rosenzuchtanlage“, veredelt durch die finanzielle Unterstützung der BUGA, wunderschöne alte Bäume, Hecken, kleine Teiche, Wege mit Veilchen und Buschwindröschen, wir staunen, der Ehemann gibt derweil seinem deutschen Ingenieurinstinkt Zucker und beklopft die Wände, kratzt am Paneel, kriecht auf der alten Holzdielung herum und dreht an den großen Fensterknebeln.

Als er beginnt, am Treppengeländer die Sprossenabstände zu messen, schreite ich ein und spreche ein Machtwort: „Nun reiß dich zusammen, du nimmermüder Architekt…“.

Wir sind alleine im Schloss, staunen über die langen Flure, die hohen Bogenfenster, die alten Türen und genießen die Kerzenscheinatmosphäre, ich  denke an den Hundeblick, er geht mir nicht aus dem Kopf, er war so… so… ratlos, ja, ratlos!

Erkenntnis in der Natur

Als ich wenige Stunden später im Schlosspark in der Kräuterecke sitze, zarte Blätter zwischen den Fingern verreibe und diesen eindeutig einmaligen würzigen Duft der Heilpflanzen tief einatme, da weiß ich plötzlich, was der Hundeblick sagen wollte: „Du, was soll das alles noch, was soll ich hier, warum muss ich so viel Medikamente nehmen, warum bekomme ich nicht endlich meine Ruhe, alles nur,  damit sich das Frauchen gut fühlt ? Ich bin doch so müde!“.

Ein gutes Gespräch von Mensch zu Mensch

Am Abend begegne ich der Schlossherrin in der Bibliothek, inmitten der wunderbaren alten Bücher über Gartenkultur und Rosenzucht nehme ich allen Mut zusammen (schließlich bin ich nun alt genug, um deutlich meine Meinung zu äußern) und sage zum Frauchen: „Ich bitte Sie, greifen Sie dem Leben nicht weiter in die Speichen!“. Der erstaunte Blick der Hochwohlgeborenen war nicht von Adel, wir setzten uns, ich begann ihr ruhig zu erklären.

Das anschließende, sehr lange und intensive Gespräch führte vom Daseinszweck zur Gewichtigkeit eines Lebens, von Gemeinsamkeit zum Loslassen, von Verzicht zur Dankbarkeit, von der Liebe zu einem Hundemenschentier bis zur herzenswarmen Verbundenheit mit einem vierbeinigen Partner.

Ja, sie verstand, sie konnte der Notwendigkeit, jetzt zurücktreten zu müssen, Raum geben. Und wenn die Tränen kullern, dann, weil es trotzallem Verständnis einfach nur weh tut.

Eine Parkanlage nach Maß

Wir sind in den nächsten Tagen weder den Schlossbesitzern, noch den Tieren begegnet. Vielleicht lag dies an der unglaublichen Größe des Anwesens von mindestens 8 Hektar, was uns bei jedem Spaziergang staunen ließ. Weite Wiesen, Baumalleen, Brücken, Teiche, Nutz – und Kräutergärten und vor allem die beeindruckenden Anlagen der Rosenzüchtungen hatten wir in diesem Ausmaß, als privat geführtes Objekt, noch nicht gesehen.

Besonders interessant für das Architektenauge war die Buchsbaumbepflanzung, die so angeordnet war, dass die natürliche Zentralperspektive gebeugt wurde.

Unsere Reisetipp: Schloss Marihn in MV

Wir waren im Frühjahr dort. Noch ruhte die Natur. Das war friedlich und sanft und geheimnisvoll – und einsam.  Wie mag es im Sommer sein? Wenn die Rosen in voller Blüte stehen? Wenn es überall duftet und Blütenfarben satt angeboten werden? Sicherlich ein einziger Rosenrausch – aber sicherlich rauscht dann auch ein Besucherstrom durch die Gartenanlagen, ein Jeder mag selbst entscheiden.

Was denkt Ihr? Schreibt es uns!